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Bunker-Aufstockung beschlossenMammut-Monument wird grün

Rot-grün im Bezirk Mitte winkt die Aufstockung und Begrünung des Feldstraßen-Bunkers durch. Auch wenn der Investor viele Forderungen nicht erfüllt.

Geburtshelfer FC St. Pauli: Erst die Sporthallen-Pläne machten die Aufstockung durchsetzbar Foto: dpa

Hamburg taz | Der Weg für einen begrünten und aufgestockten Feldstraßenbunker ist frei. Am Mittwochabend billigte die rot-grüne Mehrheit der Bezirksversammlung Mitte die Eckpfeiler des Vertrages, den die Bezirksverwaltung mit Investor Thomas Matzen ausgehandelt hat. „Den städtebaulichen Vertrag können wir noch dieses Jahr abschließen und auch die Baugenehmigung erteilen“, sagte Bezirksamtschef Falko Droßmann am Donnerstag.

Jetzt muss die Bürgerschaft noch zustimmen

Jetzt muss nur noch die Bürgerschaft einer Verlängerung der Nutzungsdauer durch den Investor zustimmen: Matzen macht seine Pläne davon abhängig, dass der mit ihm geschlossene Erbbauvertrag, der 2053 endet, bis 2102 verlängert wird. „Wir haben keine Signale, dass das nicht durchgeht“, sagt Droßmann – selbst kein großer Freund der Bunkerbegrünung. SPD und Grüne im Bezirk Mitte hatten sich bislang immer gegen diese Nutzungsverlängerung ausgesprochen.

Matzen hatte aber vorige Woche in kleiner Runde bereits prognostiziert, er rechne für Mitte dieser Woche „mit dem entscheidenen Durchbruch“ für sein Projekt.

Der Investor, der rund 25 Millionen Euro verbauen will, hat nun gut lachen. In den Gesprächen mit der zuständigen Bezirksverwaltung gelang es ihm, eine Auflage wegzuverhandeln, von der Rot-Grün in Mitte bislang die Zustimmung für die Bunkerbegrünung abhängig machte. Statt um fünf Stockwerke und damit auf insgesamt 60,56 Meter Höhe sollte der Investor den heute knapp 40 Meter hohen Kriegsbunker nur um drei Stockwerke aufstocken dürfen.

Sporthalle des FC St. Pauli als Hebel für Investorenpläne

Der Bunkerplan

Seit 2013 laufen die Planungen für die Aufstockung des Bunkers. Im Stadtteil St. Pauli ist das Projekt allerdings höchst umstritten.

Hinter dem Projekt stehen der Großinvestor Thomas Matzen und die Kommunikationsagentur Nordpol. Für die Gestaltung der Außenflächen ist die Gruppe „Hilldegarden“ zuständig, die sich als Anwohnerinitiative gibt.

Matzen ist sogenannter Erbpächter des Bunkers. Sein Vertrag läuft 2053 nach 60 Jahren aus. Er will, dass der Vertrag bis 2102 verlängert wird. Auf Grundlage des Dachbauprojekts schlug die Kulturbehörde vor, die Pacht auf 99 Jahre zu verlängern – unentgeltlich.

Die Bezirksversammlung rückte erst im Juli von dem Vorschlag ab. Sie genehmigte den Aufbau nur unter strengen Auflagen und genehmigte nur drei Stockwerke statt fünf.

Am Ende siegte der Investorentraum: Jetzt werden es doch fünf Stockwerke.

„Das war nicht erfüllbar“, sagt Droßmann nun. Der Grund: Eine 2.200 ZuschauerInnen fassende Mehrzweckhalle, die unter der Woche dem FC St. Pauli für den Breitensport zur Verfügung gestellt und samstags regelmäßig für Konzerte genutzt werden soll, wäre mit nur wenigen Metern Raumhöhe „nicht genehmigungsfähig“ gewesen. „Dann hätte da nur ein Clubraum entstehen können“, sagt der Bezirksamtschef.

Da auch die politische Mehrheit im Bezirk dringend Hallenkapazitäten für den unter Platzmangel leidenden Sportverein schaffen wollte, knickte Rot-Grün schließlich ein und stimmte Matzens Mammut-Monument am Mittwoch zu. Der muss dafür die Aufstockungen um anderthalb Meter nach hinten versetzen – so soll die Aufstockung von 40 auf 60 Meter angeblich optisch weniger massiv wirken.

In anderen Punkten setzte sich der Bezirk zumindest teilweise gegen den Investor durch. So werden die Samstagskonzerte in der Mehrzweckhalle von 52 auf 38 pro Jahr begrenzt und während der Wochen, in denen der Dom zusätzlichen Verkehr in den Stadtteil zieht, gibt es keine Großevents. Die von Matzen geforderten 377 Stellplätze werden dem Investor, der eine Tiefgarage bauen will, für zwei Jahre gestundet. Bis dahin sieht es der Bezirk als ausreichend an, dass Matzen insgesamt 124 Parkplätze auf dem Gelände der Rindermarkthalle und weitere 100 auf dem Heiligengeistfeld zur Verfügung stellt.

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