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heute in hamburg„Was bleibt vom Ich?“

Interkulturalität Dem heute eröffnenden Festival „Eigenarten“ geht es um Identität

Ariane Gramelspacher
Kai Peters

54, ist Diplom-Kaufmann und Kulturmanager. Im Jahr 2000 gründete er das Festival eigenarten mit.

taz: Herr Peters, was ist das Eigene an „eigenarten“?

Kai Peters: Wer bei uns teilnehmen will, egal ob Musiker oder Schauspieler, muss interkulturell arbeiten. Das heißt, dass mindestens zwei unterschiedlich geprägte Akteure zusammen wirken sollten. Eigenart bedeutet auch: Eigene Geschichte, eigene Wurzeln, eigene Art.

Und welche Rolle spielen die Orte, an denen die Künstler aufgewachsen sind?

Die spielen kaum eine Rolle. Wir wollen die biografische Eigenheit herausstellen. Denn wie hat eine japanische Künstlerin mal gesagt: Das Interessante liegt im Zwischen – zwischen Worten, Kulturen, Namen. Diesen Begriff der Interkulturalität pflegen wir.

Welchen Begriff lehnen Sie dagegen ab?

Die Interkulturalität als Kampfbegriff. Diese Auslegung spielt das Eigene, das Bekannte gegen das Andere, das Fremde aus.

Was ist das diesjährige Motto des Festivals?

Es gibt keines, solche Vorgaben passen bei Künstlern nicht so gut. Sie haben die totale Freiheit. Dennoch treten bestimmte Aspekte verstärkt auf.

Zum Beispiel?

Es geht stark um Identität: Was bleibt vom Ich?, fragen viele. Das hat auch mit der Situation geflüchteter Menschen zu tun. Die geht an keinem Bereich vorbei. Vor fünf Jahren war das noch anders: Man interessierte sich mehr für die eigenen Wurzeln, also für das Wo komme ich her?

Was hat sich seit der ersten Auflage des Festivals verändert?

Vielleicht gar nicht mal so viel. Das Format ist fast gleichgeblieben: Den Künstlern wollen wir es weiterhin ermöglichen, in die großen Häuser zu kommen. Außerdem müssen sie einen Hamburg-Bezug vorweisen, um teilzunehmen. Wir wollen die Schätze vor Ort heben.

Auf welche Schätze freuen Sie sich diesmal besonders?

Auf Canan Uzerli, eine Sängerin mit einer einfach tollen Stimme! Wirklich ein Konzerthighlight und auf „Sonnenblumenhaus“. Das greift das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen 1992 auf. Davon erwarte ich mir inhaltlich viel.

Interview: David Joram

Eröffnung „Eigenarten“: 19.30 Uhr, Zinnschmelze, Maurienstraße 19

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