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Off-Kino

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Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Für einige seiner Filme ließ sich der Regisseur Todd Haynes von den Melodramen der 50er Jahre inspirieren. So auch bei „Far from Heaven“ (2002), in dem er sich eindeutig an Douglas Sirks Kleinstadtdrama „All That Heaven Allows“ orientiert. Und zwar sowohl inhaltlich als auch – mit einer satten Farbigkeit – ästhetisch. Sirks Filme galten in ihrer Entstehungszeit als verlachte „Frauenfilme“, deren tatsächlich scharfsinnige Analyse der amerikanischen Gesellschaft erst später erkannt wurde. Haynes geht in „Far from Heaven“ noch weiter und erzählt von damals noch tabuisierten Themen wie Homosexualität und Rassismus: Denn Cathy Whitakers Ehemann (Dennis Quaid) führt ein schwules Doppelleben, während Cathys (Julianne Moore) mögliche Beziehung zu ihrem schwarzen Gärtner (Dennis Haysbert) am Rassismus der Nachbarn scheitert. Den Kern des Dramas macht folgende Erkenntnis aus: Es ist einfach, ein liberales Weltbild zu besitzen – bis man dann tatsächlich dafür eintreten muss (22. 5., 20 Uhr, 25. 5., 19.30 Uhr, Arsenal).

Der Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs jährt sich im Juli dieses Jahres zum achtzigsten Mal. Die Idee hinter der Dokumentation „Spanische Erde“ (1937) des niederländischen Regisseurs Joris Ivens bestand darin, in diesem Konflikt zwischen Faschisten und Republikanern der Propaganda des Franco-Regimes und ihrer Verbündeten (etwa Nazi-Deutschland) auch Bilder entgegenzusetzen. Auch deshalb zeigt das Filmmuseum Potsdam den mit einem Kommentar von Ernest Hemingway versehenen Film im Kontext zeitgenössischer deutscher Wochenschauen. Alexandre Froidevaux hält eine Einführung (19. 5., 19 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Für seinen international erfolgreichen Bestseller „Ein Mann namens Ove“ entwarf der schwedische Autor Fredrik Backman die Figur des verbitterten Frührentners mit zwanghafter Ordnungsliebe. Ove, der seinen Mitmenschen das Leben nicht eben leicht macht, gibt Rolf Lassgård in der gleichnamigen Verfilmung von Hannes Holm ein Gesicht, und es ist schon ein Ereignis, wie der Schauspieler dem Zuschauer diesen eigentlich eher unsympathischen Typen ans Herz wachsen lässt, man erkennt, dass hinter der stocksteifen Haltung und der versteinerten Miene eigentlich ein hilfsbereiter Mann mit großem Herzen steckt. Denn Ove wird in seiner Toleranz mächtig herausgefordert, als nebenan die ziemlich chaotische Familie der Iranerin Parvaneh einzieht. Amüsant, dramatisch, mit staubtrockenem Humor und genau dem richtigen Schuss Rührseligkeit (20. 5., 21.30 Uhr, Freiluftkino Friedrichshain).

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