: LeserInnenbriefe zu verschiedenen Themen
Kein Interesse an Wasserwerfer-Mappus
betr.: „Der Geprügelte“, taz vom 10. 3. 2016
Berlin ist doch sehr weit von Baden-Württemberg entfernt. Sonst würden Sie drei Tage vor der hiesigen Landtagswahl wohl kaum auf die absurde Idee kommen, einem Herrn Wasserwerfer-Mappus eine ganze Seite einzuräumen. Gegen diesen Mann haben Tausende in B-W gekämpft, die sich nicht weiter von der aufgeblasenen Arroganz dieses Herrn terrorisieren lassen wollten. Und diese Tausende haben gesiegt – demokratisch einwandfrei. Und da kommen Sie und sprechen von einem „Geprügelten“ samt pompöser Großaufnahme? Die Bilder vom brutalen Polizeieinsatz unter der unsäglichen Ägide von Mappus sind Ihnen also offenbar entschwunden. An diesem Mann ist in B-W niemand mehr interessiert. Siegfried Kesting,Stuttgart
Böse Story
betr.: „Die Insel der Meerfrauen“, taz vom 5./6. 3. 16
Der Bericht über die starken Frauen von Jeju, die durchs Tauchen im Meer ihr Auskommen finden und ihre Familien ernähren, ist ja sehr schön. Es wäre aber angemessen gewesen, wenn der Autor wenigstens mit ein paar Sätzen über die gerade im Augenblick zu erwartende Eröffnung des Militärstützpunktes Jeju berichtet hätte. Um es böse zu sagen: Der Artikel erweckt geradezu den Eindruck, dass er eine schöne Story von Jeju liefern soll, die von der bösen Story Jejus ablenkt. Denn der Militärstützpunkt wird die Spannungen der USA mit China verschärfen und Korea weiter in Abhängigkeit von den USA halten. Der langjährige, gewaltfreie Widerstand gegen die Militärbasis von Jeju wurde brutal niedergeschlagen. Ein Naturreservat, auf dem auch Zeugnisse uralter Kultur gefunden wurden, wurde zerstört (www.popularresistance.org/the-struggle-to-protect-jeju-island-korea). Gerd Büntzly, Herford
Unpolitisch Privates
betr.: „Noch viel Handlungsbedarf“, Leserinbrief vom 8. 3. 16
Liebe Frau Morrien, Sie beklagen die mangelnde Repräsentanz von Frauen bei den Abbildungen in der taz, freuen sich aber darauf, dass die Zeitung irgendwann ausgewogen bebildert erscheinen wird. Ich möchte Ihnen diese Hoffnung ja nicht rauben, aber kann sie leider nicht teilen: Vor über 20 Jahren habe ich dieselbe Feststellung gemacht und die Redaktion darauf hingewiesen, leider ohne den geringsten Erfolg. Die taz ist seither noch mainstreamiger geworden. Gestern zum Internationalen Frauentag habe ich die taz gekauft, weil ich erwartete, dass aus diesem Anlass lesenswerte Artikel zum Thema Gleichberechtigung und Emanzipation erscheinen würden. Aber dann war ich ziemlich enttäuscht von den überwiegend total unpolitischen „Korsett“-Beiträgen. Ja, ja, ich weiß: Das Private ist (auch) politisch, aber das war es für meinen Geschmack viel zu wenig. Eva-Maria Bruchhaus,Köln
Die postfeministisch befreite Frau
betr.: „Manifest von Sexarbeiterinnen“, taz vom 10. 3. 16
In den 80ern die Pädophilie, dann etwas Asche aufs taz-Haupt, heute Kultivierung der glücklichen Sexarbeit: Braucht ihr ein Bild für den Artikel über den Frauenkampftag in Berlin? Da findet sich aus der ganzen Demo nur eins mit Freierbefürworterinnen. Gibt es ein Manifest der Prostitutionslobby? Die taz veröffentlicht es. Gab es am Sonntag in Berlin auch eine Rede der Prostitutionsaussteigerin Huschke Mau? Gibt es ein aktuelles Statement von Sisters e. V. zum Thema? Das ist der taz keine Notiz wert – schließlich gehört zur postfeministischen befreiten Frau auch, dass sie ihren Körper als Ware sieht. Passt zwar nicht so in linke Denkzusammenhänge, macht aber nichts. Schließlich seid ihr ja tabulos. Den Betroffenen, die noch in der Lage sind zu schreien, hört ihr lieber nicht zu. Michaela Binder,München
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