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Im Löwenkäfig

TV-Show Carsten Maschmeyer richtet in "Die Höhle der Löwen" bald über Unternehmer. Ein Szenario

Foto: dpa

Stimme aus dem Off: Der nächste Unternehmer hat einen Plan, wie sich mit Finanzberatung viel Geld verdienen lässt.

Kandidat: Hallo Löwen. Mein Name ist Frank Einmaleins. Ich komme aus Wanne-Eickel und mein Unternehmen heißt Centrale Anlage-Superholding (CASH). Wir brauchen 1 Million Euro und bieten dafür 10 Prozent unseres Unternehmens.

Maschmeyer: Was soll das denn sein, dieses CASH?

Kandidat: Gute Frage! Wir bieten eine von Versicherungsunternehmen und Banken unabhängige Finanzberatung an, die Privatpersonen hochriskante Finanzprodukte verkauft – „geschlossene Fonds“.

Maschmeyer: Und das machen Sie wie?

Kandidat: Der Schlüssel sind unsere Berater! Das sind nicht unbedingt spezialisierte ­Finanzexperten, Erfahrungen im Callcenter oder ein Volkshochschulkurs im Grafiken zeichnen reichen als Qualifikation vollkommen aus. Die klingeln dann bei Tante Erna oder Onkel Dieter an der Haustür und führen erst mal so ein Vorabgespräch. Was wünscht sich der Kunde? Wo hat er Geld versteckt? Das übliche Blabla halt. Nach wenigen Tagen ziehen wir einen 50-seitigen Finanzplan aus der Tasche, individuell abgestimmt auf die Bedürfnisse unserer Kunden. Wir sprechen von „todsicherem Geschäft“ und – bam! – schließen den Vertrag ab. Und jetzt kommt der Clou: Wir klären die Kunden nicht über die Risiken auf. Das wird ein Selbstläufer. Und wenn das Geschäft erst einmal floriert, gehen wir an die Börse und kaufen andere Beratungsunternehmen auf. Na, welcher von euch Löwen ist bereit, uns zu finanzieren?

Maschmeyer: Hmm. Ein sehr interessantes Konzept. Damit könnte sich in der Tat ein Vermögen verdienen lassen. Wie sind Sie denn so vernetzt?

Einmaleins: Vernetzt?

Maschmeyer: Na, welche Kontakte zu einflussreichen Politikern haben Sie geknüpft?

Einmaleins (verlegen): Na ja, ich bin mit dem Sohn vom Bürgermeister in die Schule gegangen und habe mit unserem Kreistagsabgeordneten bei der letzten Kommunalwahl Flyer und Buntstifte verteilt.

Maschmeyer: Tsstsstss ... Mehr haben Sie nicht zu bieten? Was tun Sie für Ihre Publicity? Auf welchen Empfängen lassen Sie sich sehen? Welche bekannte Schauspielerin haben Sie gedatet?

Einmaleins (erleichtert): Ach so. Beim örtlichen Oktoberfest durfte ich das Fass anstechen, und ich war mal drei Wochen mit der Gina aus „Köln 50667“ zusammen.

Maschmeyer: Das ist alles? Ich muss jetzt mal ehrlich sein. Ihr Unternehmenskonzept klingt ja wirklich vielversprechend, aber Ihre Außendarstellung ... Das geht so nicht. Wie wollen Sie denn jemals bei „Brisant“ oder „RTL Explosiv“ zu sehen sein? Und wenn man Sie nicht wahrnimmt, nimmt man auch Ihr Produkt nicht wahr. No Deal! ROM

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