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KUNST

KunstBeate Schederschaut sich in Berlins Galerien um

Die Galerie wird bei Lada Nakonechna zur Bühne: „Die Musik bricht ab. Die Gäste sind verlegen. Pause“, hat die ukrainische Künstlerin ihre jüngste Installation bei Eigen + Art genannt. Aus den Fugen geraten ist dort aber nicht nur das Stück, das es scheinbar aufzuführen galt, sondern vielmehr die Welt. Merkwürdigen Dingen begegnet man hier: ein Anzug aus weißem Tarnnetz, daneben an der Treppe zwei eingeschrumpfte Matratzen und unten allerlei Metallobjekte und ein Video, auf dem roter Stoff per Farbregler die Töne wechselt. Die Decke samt Beleuchtung ist mit Bannern abgehängt, die mit Photoshops „transparentem Hintergrund“ bedruckt sind, die Bilder am Boden zeigen sorgsam aus Fotografien ausgeschnittene Teile, zu denen die Künstlerin Schatten hinzugezeichnet hat. Es sind Trümmerreste aus ihrer Heimatstadt Kiew, Genaueres erkennt man nicht, das Ensemble erschließt sich nicht. Wie auch? Nakonechna misstraut den Bildern, die uns umgeben, ihre Verfremdung hat Methode (bis 6. 2., Di.–Sa., 11–18 Uhr, Auguststr. 26).

Auch Quayola verfremdet, legt jedoch sogleich offen, woher seine Motive stammen. Ikonische Gemälde der Renaissance übersetzt er in grafische Abstraktionen, denen man ihren Ursprung kaum mehr ansieht. Der Londoner Künstler mit italienischen Wurzeln arbeitet mit eigens entwickelten Algorithmen. Bei NOME stellt er Auszüge aus einer Serie zu Werken über „Judith und Holofernes“ aus. Von den großen Emotionen, die Künstler wie Artemisia Gentileschi oder Caravaggio darzustellen versuchten, bleibt nur Weiß auf Schwarz die Struktur der Bildkomposition. Botticellis „Anbetung der Heiligen Drei Könige“ und Rubens’ „Venus und Adonis“ löst er in bunte Polygone auf. Was Giorgio Vasari, den Quayola neben der Abbildung seines Code zitiert, davon wohl gehalten hätte? (bis 5. 3., Di.–Sa., 15–19 Uhr, Dolziger Str. 31).

Zum Projektraum Schau Fenster passt Nacktheit als Thema nur zu gut, denn auch dieser verbirgt nichts. Wer mag, sieht die Gruppenausstellung schon durch die Fensterscheiben. „Blanke Teile“ versammelt Arbeiten des MalerinnenNetzWerks Berlin/Leipzig. Kathrin Landa und Alex Tennigkeit organisierten die zweite Ausstellung der Malerinnenvereinigung. Die beiden und 20 weitere Künstlerinnen zeigen weibliche wie männliche Akte – Stephanie Dost lässt die Schauspieler Sean Penn und Burt Lancaster nackt posieren, bei Cathrine Lorent sind Po und Brüste mit E-Gitarren verdeckt – aber auch Arbeiten, die das Thema weiter fassen: karge Landschaften, Scham, Entblößungen der Psyche (bis 31. 1., Do.–Sa., 16–19 Uhr, Lobeckstr. 30–35).

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