: OFF-KINO
Off-Kino
Lars Penning
Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet
Christentum und Marxismus hat der große italienische Schriftsteller und Regisseur Pier Paolo Pasolini gerne zusammen gedacht. So auch in seiner Parabel „Große Vögel, kleine Vögel“ (1967), die jetzt in der Veranstaltungsreihe CinemAperitivo aus Anlass seines 40. Todestages gezeigt wird. Darin begeben sich der große italienische Komiker Totò und sein Filmsohn Nino Davoli auf eine ziellose Wanderschaft quer durch ländliche und urbane Gebiete, marschieren endlose Straßen entlang und queren monströse Autobahnen. Dabei erleben sie acht- und teilnahmslos das Leid ihrer Mitmenschen, und die Alltagsgeschichten, in die sie verwickelt werden, zeigen das Leben als nicht übermäßig erfreulich. Nicht zuletzt deshalb hält der heilige Franziskus eine kämpferische Rede über die notwendige Veränderung der Gesellschaft – doch Totò und Nino sind Toren, die ihn nicht verstehen. Auch der „linksphilosophische“ Rabe, der ihnen die Welt zu erklären versucht, hat keine Chance – sie essen ihn auf. Die Parabel schließt daher pessimistisch: Die Protagonisten ziehen so selbstsüchtig, heiter und dumm wie zuvor ihres Weges (OmU, 8. 11., 16 Uhr, Babylon Mitte).
Michael Crichton kennt man vor allem als Bestseller- und Drehbuchautor („Jurassic Park“), doch der Amerikaner hat auch als Regisseur interessante Werke abgeliefert. Wie etwa „Westworld“ (1972), ein ebenso unterhaltsamer wie intelligenter Thriller um künstliche Intelligenz, in dem die Roboter eines Action-Freizeitparks eines Tages keine Lust mehr haben, sich von den Besuchern „töten“ zu lassen und den Spieß umdrehen. Ging es den Besuchern bislang vor allem um den Kick, sich in diversen historischen Settings gefahrlos mit den menschenähnlichen Robotern anzulegen, werden sie nun selbst zur Jagd freigegeben. Vor allem der Revolvermann (Yul Brynner) der Westworld ist von nun an kaum mehr zu stoppen. Der Film lebt natürlich auch von der Schadenfreude: Die aufgeblasenen Ekel, die der supercoole Brynner in der Folge umnietet, haben sich ihren unerfreulichen Kinotod schließlich redlich verdient (OF, 6. 11., 23.59 Uhr, 8. 11., 15.30 Uhr, Filmrauschpalast).
Aus Interviewmaterial der 2012 verstorbenen Dokumentarfilmerin Katrin Seybold hat Ula Stöckl den Film „Die Widerständigen ‚also machen wir das weiter …‘ “über den studentischen Widerstand gegen die Nazis nach der Hinrichtung der Geschwister Scholl im Jahr 1943 montiert: ein überzeugendes Dokument, in dem die Beteiligten mit einer wie selbstverständlich erscheinenden Charakterstärke beeindrucken (9. 11., 20.30 Uhr, Regenbogenkino).
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