: Kultur, aber besser
Feuilleton Perlentaucher diskutiert die Gründung eines Onlinemagazins
Bei Perlentaucher finden seit Jahren die wichtigsten (und radikalsten) Diskussionen zu allen Aspekten des Kulturellen statt. Die jüngste Debatte allerdings wirkt verstörend. Wolfram Schütte initiierte am 24. Juni „Über die Zukunft des Lesens“ eine neue Onlinezeitschrift namens Fahrenheit 451.
Der frühere FR-Kulturredakteur schlägt diese digitale Zeitung vor, um der Beliebigkeit des Literaturjournalismus beizukommen. Selbst in den tonangebenden Zeitungen fände nur noch selten ein echter und ernsthafter Streit um Literarisches statt. Kurzum: Rezensionen seien viel zu häufig Animationswerk für das ohnehin Übliche, allzu stark seien die personellen Zuspitzungen, die Hervorhebung des Autors, nicht des von ihm oder ihr gefertigten Textes.
In der nachfolgenden Debatte wurde der Vorschlag als faszinierend notwendig erachtet – vor allem der inzwischen als Merkur-Redakteur arbeitende Ekkehard Knörer analysierte, nicht viel spreche für das Projekt, aber insgesamt wäre es schön, würde es sich finanzieren können.
Fragt sich nur: durch wen? Und für welche Leserschaft? Übernimmt nicht schon Perĺentaucher ein Gros dessen, was Fahrenheit 451 selbst erst möchte – Debatten über Literarisches in die Welt zu tragen?
Andere, Thorsten Jantschek im Deutschlandradio etwa, teilen diesen Befund: Ist die Unübersichtlichkeit der Feuilletons im Internet nicht vielmehr ein Zugewinn an Diversität – und sind die Zeiten der redaktionell ausgewählten Beiträge nicht durch das Internet vorbei?
Die Diskussion geht weiter, weil ja keine irgendwann zu Ende ist. Könnte es nicht eine Erwägung sein, statt auf Fahrenheit 451 zu setzen und womöglich wie der Krautreporter à la longue zu scheitern, über Perlentaucher die literarische Kompetenz zu holen, um dem Mangel an Diskurs abzuhelfen? Und dieses Onlineportal mit Crowdfundingmodellen zu finanzieren? Jan Feddersen
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