Kommentar: Teure Prinzipien

Die Landesbank Berlin wurde verkauft - aber zum Glück nicht an Privatbanken. So kann das Prinzip der Sparkasse, mehr Kundennähe und weniger Gewinnstreben, erhalten bleiben

Der Deutsche Sparkassenverband hat die Landesbank Berlin (LBB) gekauft und damit das deutsche Drei-Säulen-Modell in der Bankenlandschaft wesentlich gestärkt. Auch künftig wird es also ein Nebeneinander von öffentlich-rechtlichen, privaten und genossenschaftlichen Instituten geben; gescheitert ist der Versuch von Privatbanken, die LBB und damit ihre lukrative Tochter, die Berliner Sparkasse, zu übernehmen. Wo Sparkasse draufsteht, ist also auch künftig Sparkasse drin: Für Privatkunden und kleine Unternehmen ist das eine positive Entwicklung.

Zwar mögen die Sparkassen in ihrem Preis-Leistungs-Verhältnis nicht immer die günstigsten am schnelllebigen Bankenmarkt sein - langfristig gesehen ist ihre Geschäftspolitik, die nicht ausschließlich der Gewinnmaximierung dient, mit den Bedürfnissen der gesamten Gesellschaft am ehesten kompatibel. Auch finanzschwache BürgerInnen brauchen ein Girokonto, auch Menschen in abgelegenen Regionen und ohne Internetzugang benötigen eine Bankfiliale, und auch kleine und mittelständische Unternehmen, die in regionalen, aber möglicherweise nicht hochprofitablen Wirtschaftskreisläufen agieren, haben Kredite nötig. Wer hohe Renditen erwirtschaften will - für den sind solche Kunden lästig. Sparkassen hingegen können sich ihrer noch annehmen.

Der Sparkassenverband hat verhindert, dass eine Privatbank sich eine große Sparkasse einverleibt. Dass es dabei offenbar auch ums Prinzip ging, zeigt der hohe Kaufpreis. Über den freut sich der rot-rote Berliner Senat ebenso wie über den Erwerber, der ihm eine schwierige Privatisierungs- oder gar Heuschreckendebatte erspart. Die Berliner PDS-Delegierten, die nun zur Fusionsfeier mit der WASG anreisen, dürften sehr erleichtert sein. Ob sich der Sparkassenverband mit dem hohen Kaufpreis übernommen hat, steht noch lange nicht fest. Doch die LBB gewinnt an Attraktivität, wenn die Wirtschaft in der Hauptstadt den Aufwärtstrend fortsetzt, der sich vor allem in der Tourismusbranche schon deutlich zeigt.

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Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.

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