Radfahren: Auf die krumme Tour

Vor der Frankreich-Rundfahrt wird intensiver ermittelt. Die Dopingfahnder werden prompt fündig. Betroffen sind renommierte Radler von Alessandro Petacchi bis Danilo di Luca.

Zuviel Testosteron? Matthias Kessler Bild: dpa

DPA/taz Nächsten Samstag beginnt die große Tour. Alessandro Petacchi wollte über französische Straßen rollen und ein paar Etappen gewinnen. Daraus wird jetzt wohl nichts mehr. Sein deutsch-italienischer Milram-Rennstall hat den Sprinter suspendiert. Der Radler war beim Giro dItalia positiv auf das Asthmamittel Salbutamol getestet worden.

Petacchi weist eine Ausnahmegenehmigung vor. Diese gilt aber nur bis zum Grenzwert von 1.000 Nanogramm. Der nach seinem Etappensieg am 23. Mai vorgenommene Test soll 1.320 Nanogramm ergeben haben (siehe Kommentar). "Die Mannschaft hält sich an den Ehrenkodex der ProTour-Teams. Demnach sind wir verpflichtet, Petacchi bis zur Klärung des Falls zu suspendieren", sagte Teammanager Gerry van Gerwen. Anstatt sich mit Erik Zabel auf die Frankreich-Rundfahrt vorzubereiten, muss Petacchi nun vor der Disziplinarkommission des italienischen Verbands erscheinen. Dem Sprinter droht eine Sperre von bis zu zwei Jahren, sofern er sich nicht aus dem Fall herauswinden kann.

Der überhöhte Wert des Italieners vom 23. Mai war durch eine Zusatzkontrolle im IOC-Labor Barcelona bestätigt worden, die der Weltverband UCI angeordnet hatte. Allerdings konnte das spanische Labor nicht feststellen, ob das Mittel gesprüht wurde oder durch Injektionen in den Körper Petacchis gelangt ist.

Ungeklärt ist auch, wie der deutsche Radprofi Matthias Kessler, ein Spezi von Jan Ullrich, sich jenes Testosteron verabreicht hat, das zu einer positiven A-Probe führte. Die Kontrolle der UCI kam am 24. April in Charleroi (Belgien) zustande. In der Vorwoche hatte der Weltverband UCI bekannt gegeben, dass vorm Tour-Start verstärkt Top-Fahrer unangemeldet getestet würden. Die Australierin Anne Gripper, Antidopingbeauftragte der UCI, hatte erklärt, dass sechs bis sieben Tour-Favoriten mit auffälligen Ergebnissen getestet worden seien. Auch der deutsche Verband reagiert endlich. "Das Präsidium des BDR hat vor einigen Tagen Zielkontrollen bei einer größeren Anzahl von Athleten veranlasst", heißt es in einer so genannten Anti-Doping.Erklärung des Verbandes. Derweil erhärten abgehörte Telefongespräche und Videoaufnahmen den Dopingverdacht gegen Giro-Sieger Danilo Di Luca.

Die Polizei in Florenz hat dem römischen Staatsanwalt Paolo Ferraro ein entsprechendes 572-seitiges Dossier übergeben. Darin geht es vor allem um die Beziehung di Lucas zum skandalumwitterten Sportmediziner Carlo Santuccione. Der Liquigas-Kapitän wird neben den Gesprächen auch durch ein Video vom März 2004 belastet, das Santuccione bei der Vorbereitung einer Spritze für di Luca und einen anderen Radprofi im Wartezimmer des Arztes zeigen soll.

Der frühere T-Mobile-Profi Eddy Mazzoleni, heute in Diensten von Astana, muss am Montag vor dem Olympischen Komitee Italiens (Coni) über sein Verhältnis zu Santuccione aussagen. Mazzoleni wird voraussichtlich nicht an der Tour de France teilnehmen dürfen.

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