Kommentar: Neue Bindungsfähigkeit

Dänemark und Deutschland werden voraussichtlich im Jahr 2018 mit einer Brücke verbunden sein. Endlich.

Unsereins wird, um sich einen karg politischen Reim zu machen, von Kapitalinteressen sprechen, denen mal wieder Genüge getan werden musste. Wird reden von Gefahren in ökologischer Hinsicht ("Tankerunglücke", "Zerstörung der Meeresfauna"); kulturkritische Stimmen möchten in den nächsten Tagen weiterhin nörgeln, dass es angesichts der Klimakatastrophe auf Entschleunigung, auf Gemächlichkeit ankomme, nicht auf Tempo und Hast: All diese Bedenkerei ändert nichts an der guten Qualität einer Nachricht, die uns zum Wochenende eben noch erreichte: dass nämlich Schleswig-Holstein an der Insel Fehmarn mit einer Brücke zu Dänemark verbunden werden soll.

Darauf haben sich der Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und sein Kopenhagener Kollege Flemming Hansen geeinigt. Die dürren Fakten: Sieben Jahre, bis 2018, wird der Bau der 20 Kilometer langen Installation dauern, die Kosten belaufen sich auf 5,5 Milliarden Euro.

Die Wahrheit insgesamt lautet wohl: Brücken (und Tunnel) sind toll. Die Golden Gate Bridge, die zwischen Brooklyn und Manhattan, die 2000 eröffnete Öresund-Brücke, die Malmö und Kopenhagen einander nahe brachte - und alle Querungen über Flüsse und Meerengen sowieso. Man möchte nicht kitschig werden, aber Brücken verbinden Provinzen mit den schönen Lichtern der Metropolen und bringen die Urbanisten rascher aufs Land. Dass das beschauliche Fehmarn, ein Megazeltplatz mit Ostseestrand, bald nur noch am Wege liegen bleibt, stört nicht. Wer dorthin will, muss es sich gezielt vornehmen. Kopenhagen und Hamburg liegen nur noch dreieinhalb Stunden entfernt. Schluss ist dann auch mit dem miesen Catering auf den Fähren. Brücken machen Bindungen möglich und tilgen Grenzen. Entschleunigung darf nicht länger Zwang bleiben!

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Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin,und des taz Talks, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders des Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan, aktuell auch noch Bayer-Leverkusen-affin. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!

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