Afghanistan: Berlin bemüht sich geheim um Geisel

Über das Schicksal der deutschen Geisel herrscht Ungewissheit. SPD-Fraktionschef Struck rät, politische Forderungen abzulehnen.

Kaum zu verstehen: Videoausschnitt mit Deutschem und Entführer Bild: dpa

BERLIN taz Die Gerüchte über den Versuch der afghanischen Armee, die südkoreanischen Geiseln zu befreien, haben auch in Berlin neue Fragen ausgelöst. Was tut die Bundesregierung, um den deutschen Bauingenieur zu retten, der vor zwei Wochen entführt wurde? Soll auch er gewaltsam befreit werden oder setzt die deutsche Regierung noch auf eine Verhandlungslösung?

Die SprecherInnen des Auswärtigen Amtes reagierten auf diese Fragen bis Mittwochnachmittag wie immer in Entführungsfällen: ausgesprochen einsilbig. Selbstverständlich bemühe man sich weiter um eine Freilassung, erklärte die Sprecherin von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes arbeite rund um die Uhr - aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Sie könne nur um Verständnis bitten, dass die Regierung zu Einzelheiten des eigenen Vorgehens bei Geiselnahmen keine Auskunft gebe, sagte die Sprecherin. Dies sei "im Interesse der Entführten". Sie bestätigte lediglich, dass ein Video, das im arabischen Fernsehsender Al-Dschasira ausgestrahlt wurde, tatsächlich den deutschen Bauingenieur und seine Entführer zeige. Was er bei diesen Aufnahmen, bei denen seine Bewacher Waffen auf ihn richteten, genau gesagt habe, werde noch ausgewertet.

In der TV-Fassung waren seine Worte kaum zu verstehen. Der Nachrichtensprecher des arabischen Senders sagte, der Deutsche habe die Bundesregierung angefleht, "die Truppen aus Afghanistan abzuziehen". Eine Forderung, die der Ingenieur unter Zwang der Entführer formuliert haben dürfte. SPD-Fraktionschef Peter Struck lehnte sie umgehend ab: "Wenn wir rausgehen, gehen andere auch", sagte Struck. Dann würde in Afghanistan "der Staat zusammenbrechen und ein Hafen für Terroristen werden".

Struck betonte, auch Forderungen etwa nach Freilassung von Taliban-Kämpfern sollte nicht nachgegeben werden. Sonst gäbe es sofort weitere Nachahmungstaten. "Wenn man Entführern nachgibt, macht man sich erpressbar."

Falls die Regierung Strucks Auffassung teilt, bliebe als einziges Angebot an die Entführer übrig: Lösegeld zu zahlen. Doch ob diese Möglichkeit besteht und in Berlin erwogen wird? Auch dazu schweigt die Regierung.

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