Argentinien: Gute Chancen für Kirchners Ehefrau

Bei den Wahlen Ende Oktober wird wahrscheinlich eine große Koalition mit Cristina Fernández de Kirchner an der Spitze gewinnen. Unterstützt wird sie von Ex-Oppositionspolitiker Cobos.

Schonmal Siegesposen proben: Cobos und die Kirchners. : ap

BUENOS AIRES taz Argentinien steht eine große Koalition mit einer Frau als Regierungschefin bevor. Am Dienstagabend präsentierten sich Cristina Fernández de Kirchner und Julio Cobos erstmals offiziell als Kandidaten formell der Regierungspartei von Präsident Néstor Kirchner für die Präsidentenwahl am 28. Oktober 2007. Mit Julio Cobos als Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten ist Präsident Néstor Kirchner einen Schritt zur Bildung eines neuen Mitte-links-Bündnisses vorangekommen.

Cobos, Gouverneur der Provinz Mendoza, gehörte noch bis vor kurzem der oppositionellen Radikalen Bürgerunion UCR an. Nachdem sich jedoch seine Kandidatur für das Regierungslager abzeichnete, war er am 7. August von der UCR ausgeschlossen worden.

Mit Cobos Kandidatur ist der Bruch der UCR besiegelt. Die sozialdemokratische Unión Cívica Radical ist traditionell die zweitstärkte politische Kraft nach den Peronisten. Die Partei war nach dem Abgang des früheren Präsidenten Fernando de la Rúa während der Proteste im Dezember 2001 in die Krise geraten und in der Wählergunst abgerutscht. Präsident Kirchner hatte kurz nach seinem Amtsantritt 2003 selbst den Spaltpilz gesät, als er die Bildung eines neuen Mitte-links-Bündnisse ankündigte. Im Mai 2006 hatte er erstmals offiziell von der Bildung einer "Concertación Plural" gesprochen. Damit hielt er die Widersacher in seiner eigenen Partei in Schach, ohne sich innerparteilich in das Machtgerangel einzumischen. Gleichzeitig war es eine Einladung an die Opposition, sich mehr um die eigenen Richtungskämpfe als eine Kontrolle der Regierung zu kümmern.

Ehemann und Ehefrau Kirchner kandierten 2003 für die Frente para la Victoria, einen eigens für die Kirchners gegründeten Wahlverein, der den Flügel der Kirchneranhänger unter den Peronisten repräsentiert. Nach dem Verzicht von Néstor Kirchner auf eine erneute Kandidatur zugunsten seiner Frau wird spekuliert, er werde nach dem Ablaufen der Amtszeit die Bildung einer neuen Partei unter seinem Vorsitz vorantreiben.

Cobos selbst hatte im Juni die neue Partido para la Concertación Cívica y Plural gegründet, um mit der Frente para la Victoria bei den Wahlen im Oktober Bündnisse eingehen zu können. Es gehe darum, ein "Scharnier" zwischen dem Peronismus und der UCR zu bilden, sagte Cobos in seiner Antrittsrede am Dienstag.

Wie geschwächt die UCR noch heute ist, zeigt die Tatsache, dass sie selbst keinen eigenen Präsidentschaftskandidaten präsentiert. Ein Flügel der Partei wechselte jetzt mit dem 49-jährigen Cobos ins Lager der Kirchner-Anhänger. Der andere Flügel unterstützt die Kandidatur des Ex-Wirtschaftsministers Roberto Lavagna. Der parteilose Lavagna war im November 2006 von Kirchner entlassen worden. Er gründete die UNA (Concertación por una Nación Avanzada), stellte sich als Präsidentschaftskandidat auf und holte den Parteichef der UCR, Gerardo Morales, als Vizekandidat mit ins Boot.

Nach den jüngsten Umfragen würde die Formel Kirchner/Cobos die Wahl im ersten Durchgang für sich entscheiden. Mit knapp 50 Prozent liegt sie über der erforderlichen 45-Prozent-Marke. Das Duo Lavagna/Morales liegt derzeit abgeschlagen bei knapp 19 Prozent. Alles deutet derzeit auf einen Frau im Präsidentenamt hin. "Gewöhnt euch schon mal dran, es heißt Presidenta Cristina und nicht Presidente," sagte Frau Kirchner am Dienstag.

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