Schalke gegen Dortmund: Es geht schon ans Eingemachte

Schalke siegt gegen Dortmund - auch dank der Ballfertigkeit seines Offensivverteidigers Pander. Dortmunds Präsident Rauball fordert bereits personelle Konsequenzen.

Der Schalker Fabian Ernst und der Dortmunder Dede streiten sich : dpa

GELSENKIRCHEN taz Nur zwei Spieltage mussten in der neuen Saison verstreichen, schon hat Thomas Doll wieder die allerfeinsten Zutaten einer Krise beisammen. Borussia Dortmund steht ohne Punkte auf dem letzten Tabellenplatz, kassierte die meisten Gegentore und ließ sich mit 4:1 beim Erzfeind Schalke 04 demütigen. Die Sätze, die der Trainer am Samstagabend formulierte, hätten dann auch aus dem vorigen Herbst stammen können, als Doll sich mit dem hoch gehandelten HSV auf den Abstiegsrängen herumquälte. "Das ist einfach zu wenig, da muss mehr Power rein, mehr Feuer", sagte er nun. Die sieben Gegentore seien "eine Katastrophe", daher müssten sich alle Beteiligten "hinterfragen, der eine oder andere muss jetzt aufwachen". Präsident Reinhard Rauball forderte gar "Konsequenzen personeller Art, die wehtun". Es geht schon ans Eingemachte in Dortmund.

FC Schalke 04: Neuer - Rafinha, Bordon, Krstajic, Pander - Ernst - Bajramovic (76. Grossmüller), Kobiaschwili - Rakitic (82. Özil) - Asamoah (67. Lövenkrands), Kuranyi

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Kringe, Wörns, Kovac, Dede - Blaszczykowski (76. Smolarek), Kruska, Tinga, Buckley (64. Federico) - Klimowicz (46. Valdez), Petric

Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg) - Zuschauer: 61 482 (ausverkauft)

Tore: 1:0 Bordon (11.), 2:0 Pander (31.), 3:0 Asamoah (59.), 3:1 Valdez (66.), 4:1 Kuranyi (78.)

Gelbe Karten: Asamoah (1), Bordon (1) / Weidenfeller (1), Wörns (2), Kovac (1)

Gelb-Rote Karten: - / Kruska (85./Meckern)

Beste Spieler: Bordon, Pander / Dede

Immerhin absolvierte der junge Trainer diese schwere Stunde nach der Niederlage mit großer Routine und wirkte zumindest an der Oberfläche bemerkenswert gelassen. Vielleicht hatten die vergleichbaren Erfahrungen aus der Vorsaison doch noch ihr Gutes. Das ändert freilich wenig daran, dass seinem BVB der denkbar schlechteste Saisonbeginn überhaupt unterlaufen ist. Denn natürlich waren die Ereignisse vom 12. Mai, als Schalke in Dortmund die Meisterschaft verspielte, immer noch präsent und ein wichtiger Faktor in diesem Derby. "Nur haben die Schalker auch abgeliefert, was sie angekündigt haben, wir haben nur angekündigt", sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc.

Tatsächlich spielte Schalke voller Leidenschaft, das Publikum tobte, während die Dortmunder nach einer einigermaßen guten Anfangsphase immer hölzerner und ungeschickter wirkten. Robert Kovac musste in jedem Zweikampf an der Grenze des Legalen agieren und verursachte ein Foul nach dem anderen. Zwei dieser zahlreichen Schalker Standards führten dann auch schnell zur 2:0-Führung durch Marcelo Bordon (per Kopf nach Pander-Freistoß, 11.) und Christian Pander selber (31.).

Der junge Schalker Linksverteidiger, der am Mittwoch beim Länderspiel in England zum zweiten Mal im Aufgebot der Nationalmannschaft stehen wird, war einer der auffälligsten Spieler auf dem Platz. Christian Pander agierte kombinationssicher, gedankenschnell, technisch ausgereift, und jeder dieser schiefen Bälle, den sein großartiger linker Fuß in den Dortmunder Strafraum schlug, erzeugte höchste Gefahr.

Viele Medien erklärten den 24-Jährigen deshalb rasch zum besten Spieler auf dem Platz, aber auch Fabian Ernst, der nach Lincolns Weggang aufblüht, Ivan Rakitic, der seine Anspiele in höchstem Tempo und größter Bedrängnis klug zu verarbeiten wusste, oder Gerald Asamoah, dieser hingebungsvolle Arbeiter, hätten den Titel erhalten können. "Wir haben Leidenschaft und Herz gezeigt, waren sehr zielstrebig und haben konsequent in Richtung Tor gespielt", sagte Trainer Mirko Slomka, dessen Mannschaft nun vorn in der Tabelle steht und sich nach dieser Leistung vielleicht sogar schon als ärgster Bayern-Verfolger betrachten darf.

Nach zwei Spielen sind jedenfalls erste verheißungsvolle Konturen dieser neuen Schalker Mannschaft erkennbar, und es scheint, als erweise sich der Weggang von Lincoln tatsächlich als Gewinn für dieses Team. "Es lastete sehr viel auf Lincoln, jetzt ist die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt, jetzt haben wir drei, vier Leute, die alle das Spiel machen können, die im Mittelfeld gut harmonieren", sagte Fabian Ernst, der sichtbarste Profiteur des Lincoln-Weggangs.

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