Kommentar: Zöllners Lückenbüßer

Auch Vertretungskräfte können den Lehrermangel nicht beheben.

SchulleiterInnen sind zu bedauern. Ihre Aufgabe gleicht dem Versuch, den Reichstag mit einem Bettlaken zu verhüllen. Sie sollen 100prozentigen Unterricht garantieren, aber Grippewellen, Schwangerschaften und andere Ereignisse machen ihre Personalplanung regelmäßig zunichte. Deshalb können sie aufatmen, wenn sie ab diesem Schuljahr von heute auf morgen Vertretungen einstellen dürfen. Aber nur kurz. Denn langfristig lässt sich so keine Unterrichtsqualität sichern.

In dem Vertretungspool, den das Land eingerichtet hat, tummeln sich Lehrer und alle, die sich dazu berufen fühlen. Nun spricht nichts dagegen, dass der Lehramtstudent im ersten Semester mal drei Monate Kreidduft schnuppert. Auch die Bachelor-Absolventen, die ohne volle Lehrbefähigung keine Chance auf eine reguläre Stelle haben, sollen ruhig ihre pädagogischen Qualitäten unter Beweis stellen dürfen. Aber sie sollen nicht systematisch als Lückenbüßer herhalten müssen.

Erstens schafft man damit eine Gruppe, die sich von Fristvertrag zu Fristvertrag hangelt. Zweitens ist es für die Schüler auf Dauer nicht zumutbar, wenn immer mal wieder jemand von außerhalb einspringt und fragt: "Wie heißt ihr und auf welcher Seite seid ihr gerade?" Wenn der Unterricht stabil laufen soll, müssen die Schulen zusätzlich reguläre Lehrer bekommen, die sich dann auch untereinander vertreten können. Das kostet zunächst mehr Geld, zahlt sich aber langfristig aus. So kann Berlin Geld sparen für Maßnahmen, die etwa Schüler ohne Abschluss aufs Berufsleben vorbereiten sollen. Die Personalplaner müssen umdenken: Nicht Wieviel Schüler haben wir? sollte die Leitfrage sein, sondern Welchen Unterricht wollen wir? und Wieviel Lehrer brauchen wir dafür?.

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Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.

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