Wales gegen Deutschland: Angstgegner ganz harmlos

Auf der britischen Insel treffen die Deutschen zuzeit auf nur wenig Gegenwehr: Nach dem 2:1 von Wembley besiegte die Reste-Rampe nun Wales.

"Getan, was der Trainer verlangt hat": Deutsche Spieler feiern Sieg Bild: dpa

"Es hat heute Spaß gemacht", sagte Bastian Schweinsteiger nach dem 2:0-Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft am Samstag in der walisischen Hauptstadt Cardiff. Für die Zuschauer galt das weniger, dazu waren die Waliser zu schwach. Sie trauten sich kaum in den deutschen Strafraum und gaben Arsenals Ersatzkeeper Jens Lehmann - der er vielleicht am nächsten Samstag wird, wenn Trainer Arsene Wenger ihn wegen seiner haarsträubenden Fehler zu Saisonbeginn auf der Bank lässt - nie die Gelegenheit für eine erneute Torheit.

Als Miroslav Klose nach sechs Minuten das erste Tor schoss, war die Partie gelaufen, sein zweiter Treffer nach einer Stunde war die Zugabe. Mit etwas mehr Konzentration wäre es zu einem Debakel für die Waliser gekommen. "Wir haben alles getan, was der Trainer verlangt hat", sagte Klose nach dem Spiel.

Bundestrainer Joachim Löw sagte, dass die Mannschaft gewachsen sei in den letzten Jahren und verbesserte sich rasch: "Ich meine, in den letzten Monaten." So lange ist er ja noch nicht Cheftrainer. Viele Mannschaften haben inzwischen Respekt vor seinem Team, sagte Löw. Damit hatte er recht. Wales agierte wie das Kaninchen vor der Schlange. Zudem fehlte ihnen mit Craig Bellamy der wichtigste Spieler. Er musste kurz vor dem Anpfiff absagen, weil seine fünf Tage alte Tochter schwer erkrankt ist. Und der mehr als ein Jahrzehnt lang einsame Star Ryan Giggs hat im Sommer seine internationale Karriere beendet.

Die walisische Presse klammerte sich vor dem Spiel an die Statistik. Nicht England, sondern Wales sei der Angstgegner der Deutschen: England habe die letzten vier Heimspiele mit Deutschland allesamt verloren, Wales habe immerhin zwei Siege und ein Unentschieden herausgeholt, nur eine Partie endete mit einer Niederlage. Außerdem hoffte man auf die Mittelfeldprobleme der Deutschen, bei denen unter anderem Ballack und Lahm verletzt und Schneider gesperrt waren. Die Tageszeitung Echo hatte in der Mannschaftsaufstellung den deutschen Ersatzkeeper Timo Hildebrandt ins Mittelfeld gerückt. Das war dann doch nicht nötig, Schweinsteiger konnte dort nach Belieben schalten und walten. "Ich habe ein ordentliches Spiel abgeliefert", bescheinigte sich Schweinsteiger. Löw geriet über sein Mittelfeld sogar ins Schwärmen: Schweinsteiger und Thomas Hitzlsperger seien stets "präsent, laufstark und willensstark" gewesen.

Zum Schluss kam ihm seine Euphorie selbst etwas suspekt vor. Als die Pressekonferenz eigentlich vorbei war, griff er sich noch einmal das Mikrofon und sagte: "Vielleicht sehe ich das zu positiv, weil ich mich wahnsinnig freue, dass wir so souverän gewonnen haben. Ich muss nun doch etwas Kritik üben. Es fehlte der letzte Pass, die letzte Konsequenz im Abschluss. Wir sind ein bisschen fahrlässig mit den Chancen umgegangen."

Gegen bessere Mannschaften hätte das schiefgehen können, gegen die Waliser nicht. Ihre Fans hatten das geahnt und blieben zu Hause. Es waren nur 25.000 Menschen ins riesige Millennium-Stadion gekommen, hinein passen fast drei Mal soviele.

Um mehr Leute ins Stadion zu locken, müsse man aus der Lehrstunde, die von den Deutschen am Samstag erteilt wurde, lernen, war sich die walisische Presse gestern einig. Die jungen Spieler seien der Schlüssel für Wales langfristige Zukunft, titelte das South Wales Echo. Auch der walisische Trainer John Toshack betonte in der Pressekonferenz nach dem Spiel immer wieder, dass das Durchschnittsalter seines Team unter 24 liege - als ob es eine fussballerische Gesetzmäßigkeit sei, dass eine biedere junge Mannschaft mit steigendem Alter zu einem Top-Team heranwachse. Diese Mannschaft wird auch in fünf Jahren bieder sein.

"Die Gesamtlage ist positiv", zog Löw Bilanz. Die deutsche Mannschaft hat nun acht Punkte Vorsprung vor dem dritten Platz, weil die Iren sich, wie schon so oft zuvor, in der Nachspielzeit den Ausgleichstreffer in der Slowakei einhandelten. Nun müssen sie übermorgen in Prag gewinnen, wollen sie noch eine Chance haben. Löws Team ist der Gruppensieg dagegen kaum noch zu nehmen. Man könne nun gelassener in die nächsten Spiele gehen, sagte er.

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