Frauen-Fußballweltmeisterschaft: Am Dutzend gescheitert
Die Weltmeisterschaft der Frauen in China ist eröffnet. Für das Auftaktspektakel sorgt die deutsche Nationalmannschaft. Sie überrennen überforderte Argentinierinnen und gewinnen 11:0.
Die Organisatoren haben die Polizei vor dem Stadion noch schnell verzehnfacht, auch die Putztrupps und das Servicepersonal. Graffiti wurden eifrig weggewischt, die Zebrastreifen neu lackiert und alte Fahrräder von Räumkommandos entsorgt. In den Bäumen vor dem Stadion Hongkou haben sie kleine Fußbälle in die Bäume gehängt, Lichterketten installiert. Joseph Blatter, Chef des Weltverbandes Fifa, der es sich nicht nehmen ließ, das Championat in bewährter Manier ("Der Fußball kehrt zu seinen Ursprüngen zurück") zu eröffnen, sollte sehen, wie gut China so eine Frauenfußball-WM organisieren kann. Auch das Stadion war zum Eröffnungsspiel der Deutschen gegen Argentinien fast voll, inklusive eines Dutzends deutscher Fans, für die offenbar kein Weg zu weit ist, um Birgit Prinz durch den Strafraum hirschen zu sehen. Sie sahen dann eine Eröffnungszeremonie, auf der ein großes Rosenbukett - man nennt die chinesische Auswahl "Steel Roses" - gebunden wurde. Es wurde noch ein wenig geböllert, dann durfte die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) unter den Augen von Franz Beckenbauer loslegen.
Und kurz darauf stand es bereits 4:0 für die deutsche Mannschaft. Schon nach 29 Minuten hatte Birgit Prinz zum 4:0 geköpft. Ganz schön schnell gingen sie zu Werke, die Spielerinnen von Bundestrainerin Sylvia Neid. Zu schnell für die Argentinierinnen, die von Beginn den Deutschen schlichtweg hinterherliefen. Das 1:0 bekamen die Deutschen sogar geschenkt. Argentiniens Torfrau Vanina Correa lenkte einen Eckball von Melanie Behringer ins eigene Tor. Das war in der 12. Minute und schnell war klar, dass den Deutschen die Eröffnungspartie der WM keine allzu große Mühe bereiten würde. Und auch wenn sie die nächsten Tore (2:0 Garefrekes, 3:0 Behringer) ohne direkte Mithilfe der Gegnerinnen erzielt haben, weitere Rückschlüsse ließen sich kaum ziehen aus dieser Partie.
Was man immerhin sah: Die Viererkette in der Abwehr stellte sich äußerst diszipliniert auf, die eroberten Bälle wurden recht schnell nach vorne transportiert und an Ideen, wie die träge, aber durchaus harte Abwehr der Argentinierinnen ausgespielt werden muss, fehlte es auch nicht.
Gleich nach der Pause (51.) durfte sich dann Renate Lingor, die zuletzt so viel gescholtene Vordenkerin im Mittelfeld, mit dem 6:0 Selbstvertrauen für die schwereren Partien holen. Dann ging es weiter: 7:0 durch Sandra Smisek (57.), 8:0 Prinz (59.), 9:0 Smisek (70.), 10:0 Smisek. Das letzte Tor in der letzten Minute besorgte dann wieder die argentinische Torfrau Correa: 11:0.
Ohne jede Euphorie kommentierte Birgit Prinz: "Ich glaube vom Ergebnis her darf man nicht meckern." Bundestrainerin Neid freute sich, dass ihre Spielerinnen nach der Balleroberung "schnell die Tiefe gesehen" haben und glaubt, dass die Konkurrenz ein wenig geschockt ist. Sie weiß aber auch: "Wir dürfen das nicht überbewerten." Recht hat sie. Es war ein Kantersieg, wertvoll war er nicht.
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