Kommentar General Motors: Ein riskantes Modell

Mit einem fragwürdigen Kompromiss endete der Streik bei General Motors. Künftig wird die Gewerkschaft den Pensions- und Gesundheitsfond des Autokonzerns verwalten.

Es war der erste nationale Streik in der US-Autoindustrie seit 1970, und er dauerte nur zwei Tage. Doch schon die kosteten den kränkelnden uramerikanischen Autoriesen General Motors (GM) ungefähr 150 Millionen Dollar. Nun jedoch feiert die New York Times eine "wegweisende" und das konservative Wall Street Journal immerhin eine "historische" Vereinbarung.

Tatsächlich ist der in einer durchverhandelten Nacht erzielte Kompromiss vorläufig, wichtige Details sind nicht bekannt gemacht worden. Klar ist jedoch, dass sich die mächtige Gewerkschaft United Automobile Workers (UAW) auf ein riskantes Modell eingelassen hat: Sie erlaubt dem Konzern rund 51 Milliarden Dollar aus den Büchern zu tilgen, die in die Versorgung von knapp 340.000 Rentnern und Angehörigen fließen. Sie werden in einen speziellen Pensions- und Gesundheitsfonds übertragen, den die Gewerkschaften selbst verwalten wollen.

GM-Chef Rick Wagoner glaubt sicher zu Recht, dass es wichtig gewesen ist, die Bürde der Pensionszahlungen loszuwerden, um wieder wettbewerbsfähiger zu werden. Aber auf der Frankfurter Automobil-Ausstellung hat sich kürzlich erst gezeigt, was das eigentliche Problem der siechen US-Autoindustrie ist: die so biederen wie größenwahnsinnig aufgepumpten und unverantwortlich spritfressenden Karossen. Sie will außerhalb Amerikas niemand haben. Und auch die Amerikaner fahren immer öfter die preiswerten Japaner.

Für die Gewerkschaften ist die Vereinbarung ein Vorbild für die Tarifverhandlungen mit den ebenfalls schwächelnden Konzernen Ford und Chrysler. Aber die Stimmung bei den Arbeitern ist schlecht, denn der Sanierung von GM werden weitere zehntausende Arbeitsplätze in den USA zum Opfer fallen. Keineswegs klar ist, dass ausgerechnet die verfilzten Gewerkschaften das Pensions- und Krankenversicherungsgeld der Arbeiter gut bewirtschaften. Viele Arbeiter befürchten, dass sie nun auf den Schulden von GM sitzen und jetzt erst recht keine soziale Sicherheit haben. Eine Sorge, die nicht unbegründet scheint.

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