verkehrslärm: Ruhe bitte!

Gut, dass etwas gegen Verkehrslärm unternommen wird. Denn die Zukunft gehört der ruhigen Stadt.

Berlin ist zu laut - das ist die Erkenntnis aus dem gestern von der Umweltsenatorin vorgestellten Lärmatlas. Dass der Senat auf EU-Druck hin Lärmminderungspläne entwickeln wird, ist gut und richtig - mal davon abgesehen, dass die künftigen Grenzwerte noch niemand kennt.

Dabei ist das öffentliche Bewusstsein für den Wert der Ruhe eher unterentwickelt. Sicher: Niemand wird Lärm gutheißen, der erwiesenermaßen krank macht. Darüber hinaus aber nehmen viele die akustische Umweltverschmutzung ergeben hin. "Eine Großstadt ist kein Kurort", lautet der Slogan einer Allianz aus Auto-Fans und vermeintlichen Urbaniten, die sich eine Metropole ohne das Dröhnen der Motoren nicht vorstellen können oder wollen.

Aber die Stadt der Zukunft wird das nicht sein. Eine Großstadt mit Perspektiven - eine, mit der sich ihre Bewohner identifizieren und die zahlungskräftige Besucher anlockt - wird einen Teil ihrer Attraktivität aus der Reduktion von Verkehrslärm beziehen. Dabei geht es nicht um Friedhofsruhe, sondern um die Frage, wer die Geräuschkulisse maßgeblich produziert. Lebendigkeit entsteht durch Menschen, nicht durch Autos.

Natürlich sollte man alle, die es heute noch normal finden, dass selbst in Parks Brummen statt Blätterrauschen dominiert, auf den Geschmack bringen. Ideen gibt es zur Genüge: Warum sperrt man nicht die Straße des 17. Juni an Wochenenden und erzeugt so eine riesige Ruhezone? Wie viele Wohngebiete gibt es, in denen Schritttempo gilt? Wann kommt endlich ein autofreier Sonntag, der diesen Namen auch nur halbwegs verdient?

Gestern noch schien es vielen normal, Innenstädte mit Autobahnen zu erschließen. Morgen schon wird es ihnen absurd erscheinen, dass es in den Orten, die wir bewohnen, keine Refugien der Stille geben soll.

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