Afghanistan: Entführte Rotkreuzhelfer sind wieder frei

Lokale Taliban versus Führung: Auch die afghanischen Aufständischen sind auf neutrale Vermittler angewiesen.

Rotkreuzmitarbeiter nach der Freilassung ihrer Kollegen im Gespräch mit der Presse Bild: dpa

DELHI/KABUL taz/dpa Nach drei Tagen Geiselhaft sind die vier entführten Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) am Samstag wieder freigelassen worden. Die beiden Afghanen, ein Birmese und ein Mazedonier seien gut behandelt worden und es habe keine Lösegeldforderungen gegeben, erklärte einer der Freigelassenen in Kabul.

Die Männer waren am vergangenen Mittwoch nicht von einem Treffen mit den Entführern des deutschen Bauingenieurs Rudolf B. zurückgekehrt. B. war am 18. Juli zusammen mit einem deutschen Kollegen und vier afghanischen Mitarbeitern in der Provinz Wardak verschleppt worden. Nach Berichten erlitt der Kollege kurz nach der Entführung einen Schwächeanfall und wurde offenbar erschossen.

Ein Zwischenfall bei der geplatzten Übergabe, die nach langwierigen Geheimverhandlungen zustandegekommen war, provozierte die Entführer zum Abbruch der Aktion. Kaum hatte die IKRK-Delegation den Heimweg in die afghanische Hauptstadt Kabul eingeschlagen, wurde ihr Fahrzeug aufgehalten. Ein lokaler Taliban-Kommandant erklärte auf einem Video, das dem Fernsehsender APTV zugespielt wurde, er habe die IKRK-Leute gefangen nehmen lassen, weil er sie für Spione hielt. Sobald er aber festgestellt habe, dass dies nicht der Fall ist, habe er sie freigelassen.

Auch die Aufständischen sind auf das IKRK angewiesen, das in dem Konflikt nicht Partei ergreift. Sobald die Taliban herausgefunden hätten, dass ihre lokalen Kämpfer für die Geiselnahme verantwortlich seien, sei die Freilassung der Rot-Kreuz-Helfer angeordnet worden, sagte Taliban-Sprecher Zabihullah Mudschahid, der die Entführung als "Missverständnis" bezeichnete. Zuletzt hatte sich das IKRK auf Bitten sowohl der Taliban als auch der Regierung in Seoul als "neutraler Vermittler" in die Geiselkrise um die kurz nach Rudolf B. entführten Südkoreaner eingeschaltet. 21 der 23 Südkoreaner waren freigekommen, zwei hatten die Taliban bereits zuvor kaltblütig erschossen.

Die vier befreiten IKRK-Mitarbeiter wollten sich nicht zu den Gründen für die misslungene Geiselübergabe äußern. Sie erklärten aber, sie hätten B. "lebend" angetroffen.

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