Roger Cicero: Nicht mehr ganz so sauber

Swing, der wie Jazz klingt und doch eigentlich Pop sein will: Roger Cicero hat ein neues Album aufgenommen.

Neues Album: Barde Roger Cicero Bild: dpa

Seine Gefühle in der Nacht auf den 13. Mai waren durchaus gemischt, räumt er ein: "Na, ich wusste nicht, wie man in Deutschland auf dieses Resultat reagieren würde." Roger Cicero bangte umsonst, der Zuneigung seines Publikums tat der 19. Platz beim Eurovision Song Contest in Helsinki keinen Abbruch. Im Gegenteil, hieß es aus seinem promotionellen Umfeld, hat dieser Rang eher die Glaubwürdigkeit des Jazzers und seiner Sorte Musik noch unterstrichen. Man durfte also sagen: Sein von Europa als belangarm empfundenes Lied "Frauen regiern die Welt" hat sowohl die Klischees seiner Fans bedient - dieser Wettbewerb ist ohnehin scheiße! - als auch gerade deshalb das bildungsbürgerlich anknüpfbare Image des inzwischen 37-jährigen Sängers aufgewertet.

Sein Album "Männersachen" rentierte sich mit sechsstelligen Verkaufszahlen blendend, jüngst erhielt Cicero nach der Echo-Auszeichnung zum "Künstler des Jahres" eine weitere Prämie auf sein Risiko, es neben künstlerisch anspruchsprallen Engagements in Gruppen wie After Hour mal mit leicht zu goutierendem Jazz, besser: Easy Listening nach dem Muster Robbie Williams zu probieren: die Goldene Stimmgabel des ZDF.

Die Frage war nur: Was würde das nächste Projekt Ciceros sein? Wieder eine auf den Massenmarkt zielende Produktion mit Band, mit der er als augenzwinkernd selbstkritischer Macho unterhält? Ja, genau das. Und das ist perfekt, denn es entspricht dem Gesetz der Musikbranche, dass nichts so lohnt wie die Wiederholung einer einmal als wahr und schön (also chartträchtig) empfundenen Masche. Cicero hat nun eine Produktion gefertigt, die "beziehungsweise" heißt. Der erste Titel, "Die Liste", ist von heute an im Handel; der Rest ist in einer Woche erwerbbar.

Weitere Titel sind "Wovon träumst du nachts", "Gute Freunde" oder "Bis heute Abend bei dir": Statement aus den mittleren Höhen und Tiefen des Geschlechtergesprächs quasi.

Das könnte peinlich sein, wäre es von Carpendale oder von Naidoo eingesungen, aber Cicero, das verdient Lob, singt es eben so, dass es wie Jazz klingt - technisch klasse und nicht so steril wie beim ersten Mal.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.