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Sorry danach statt Pille danach

KÖLN Vergewaltigungsopfer in Kliniken abgewiesen. Lebensschützer sorgten für rigiden Umgang mit abtreibungswilligen Frauen

KÖLN taz | Hinterher war alles mal wieder gar nicht so gemeint. Seitdem der Fall einer mutmaßlich vergewaltigten Frau bekannt geworden ist, die in Köln von zwei Kliniken in katholischer Trägerschaft abgewiesen wurde, sieht sich Kölns Erzbischof Joachim Meisner in Erklärungsnot. „Dieser Vorgang beschämt uns zutiefst, denn er widerspricht unserem christlichen Auftrag und Selbstverständnis“, verkündete Kölns Oberkathole in der vergangenen Woche. Gerade Vergewaltigungsopfern müsse „jede notwendige medizinische, seelsorgliche und menschliche Hilfe“ geleistet werden. Aber: „Ausgenommen sind nach unserem Selbstverständnis allerdings alle Maßnahmen, welche die Tötung eines möglicherweise schon gezeugten Kindes bedeuten.“ Doch genau das ist die Krux.

Zur Begründung ihrer Abweisung der jungen Frau sollen die Ärzte im St.-Vinzenz-Hospital und im Heilig-Geist-Krankenhaus angegeben haben, eine solche Untersuchung nach einem sexuellen Übergriff sei nicht möglich, weil man in einem Arzt-Patienten-Gespräch auch auf eine ungewollte Schwangerschaft, deren möglichen Abbruch und die „Pille danach“ zu sprechen kommen müsse. Ein „Missverständnis“, wie die Hospitalvereinigung St. Marien GmbH, die die Kliniken betreibt, beteuert. Beim Verstoß gegen kirchliche Normen droht die fristlose Kündigung – und die befürchteten die Ärzte wohl.

Hintergrund ihrer Verunsicherung war ein Spitzeleinsatz von christlichen „Lebensschützern“ in Köln. Eine von diesen engagierte Scheinpatientin hatte im Herbst 2011 in vier Notfallpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung, die in katholischen Kliniken untergebracht sind, die „Pille danach“ erhalten. Daraufhin denunzierte einer der religiösen Fanatiker die kirchlichen Einrichtungen bei Erzbischof Meisner. Der übergab den Vorgang dem damaligen Generalvikar Dominik Schwaderlapp, seinem engsten Mitarbeiter. Mitte Januar 2012 antwortete Schwaderlapp dem „Beschwerdeführer“ in einem zweieinhalb Seiten langen Schreiben, seinen Hinweisen sei „selbstverständlich nachgegangen“ worden. Die Konsequenz: Mitte Februar 2012 verschickte der Diözesan-Caritasverband einen Rundbrief an alle katholischen Kliniken, in dem er auf das Denunziantenschreiben Bezug nahm und eindringlich auf die kirchliche „Null-Toleranz-Grenze“ für Schwangerschaftsabbrüche und „damit verbundene Tötungsdelikte“ hinwies. Weiter werden die Kliniken aufgefordert, ihre Mitarbeiter zu unterweisen, sich „so gemäß der Lehre der Kirche zu verhalten, dass das Zeugnis der Kirche für den Schutz des ungeborenen Lebens immer deutlich wird“. PASCAL BEUCKER

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