NBA: Garnetts zweiter Frühling

Der alternde Korbjäger Kevin Garnett soll die chronisch erfolglosen Boston Celtics zum NBA-Titel führen.

Hat endlich die Chance zum Erfolg: Boston Celtic's Hoffnungsträger Kevin Garnett (li) auf dem Weg zum Korb. Bild: rtr

Danny Ainge muss am 31.Juli 2007 über das ganze Gesicht gestrahlt haben. An diesem Tag gab der sonst für seine Transferpolitik hart kritisierte Manager der Boston Celtics die Verpflichtung von Starspieler Kevin Garnett bekannt. Zwölf lange und erfolglose Jahre spielte der 2,11 Meter große Forward bei den Minnesota Timberwolves, war dort immer wieder nur Alleinunterhalter. So sehr man dem wertvollsten Spieler der Saison 2003/2004 den Erfolg auch gönnte, es sollte nicht sein. Zu schwach waren die Spieler an seiner Seite. In den Playoffs - so sie denn überhaupt erreicht wurden - war meist in der ersten Runde Schluss. Legendär, dass Garnett einmal vor laufenden Kameras in Tränen ausbrach ob der Erfolglosigkeit seines Teams.

Nun also ist er endlich erlöst von seinem Leid, seit eben jenem 31. Juli trägt Garnett das traditionsreiche grün-weiße Leibchen der Boston Celtics. Und komplettiert damit ein - auf dem Papier - imponierendes Trio: Manager Ainge hatte zuvor schon Guard Ray Allen aus Seattle verpflichtet, einen der besten Korbjäger der Liga. Gemeinsam mit Starforward Paul Pierce, seit neun Jahren in Boston, sollen Allen und Garnett den Kleeblättern neues Leben einhauchen. Der letzte Erfolg des Rekordchampions liegt schon über zwei Jahrzehnte zurück: 1986 gewann man die letzte der insgesamt 16 Meisterschaften, hatte mit Larry Bird, Kevin Mc Hale und Robert Parish ein legendäres Trio in den eigenen Reihen. Kein Wunder also, dass nun, im Jahre 2007, an die Erben der drei Großen umso größere Erwartungen geknüpft sind.

"Think Big", prangt in großen Lettern auf der Homepage der Celtics, direkt unter dem Konterfei der wie Heilsbringer gefeierten Garnett, Pierce und Allen. "Es ist toll, mit Spielern wie Paul und Ray auf dem Platz zu stehen", freut sich ein nicht minder euphorischer Kevin Garnett. Für das neue Trio zahlte man in Neuengland freilich einen hohen Preis. Gleich fünf Spieler schickte man im Gegenzug nach Minnesota, darunter große Talente wie Forward Al Jefferson. "Es war schwer, junge Spieler abzugeben, die wir maßgeblich mitentwickelt haben", gab auch Coach Doc Rivers zu. Zu sehr scheint man in "Bean Town" plötzlich auf den schnellen Erfolg bedacht zu sein. Mit Guard Sebastian Telfair (22) und den Forwards Jefferson (22), Gerald Green (21) und Ryan Gomes (25) gab man Akteure her, die lange Zeit als die Zukunft der Mannschaft galten.

"Der neue Kader der Celtics ist auch keine Erfolgsgarantie. Das hat man ja schon 2004 bei den Los Angeles Lakers gesehen", gibt Sammy Newman-Beck vom Slam Magazine zu denken. Damals holten die Kalifornier die Superstars Karl Malone und Gary Payton nach Los Angeles, um mit Center Shaquille ONeal und Guard Kobe Bryant eines der "besten Teams aller Zeiten" zu bilden. Einer holprigen Saison folgte zwar die Finalteilnahme, aber zum Titel reichte es für die Truppe nicht.

Durchwachsen verlief die Saisonvorbereitung der Celtics, in der man fünf von acht Spielen gewinnen konnte. Dabei zählt für das Team nur der schnelle Erfolg: "Den Celtics bleiben höchstens vier Jahre, um einen Titel zu gewinnen", schreibt Shira Springer im Boston Globe im Hinblick auf das Alter von Garnett (31), Pierce (30) und Allen (32). So kann es sein, dass letztendlich Minnesota der eigentliche Gewinner dieses Tauschgeschäfts ist. Die Saison 2007/2008 wird das noch nicht direkt zeigen, dazu fehlt den neuen Timberwolves noch der Feinschliff. In Boston will man nicht mehr lange warten. Alles andere als eine Finalteilnahme der Celtics wäre für die Macher eine Enttäuschung. DAVID-EMANUEL DIGILI

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