Unterwegs in Bali - einer von 10.000: Yvo de Boer

Der Chef des UN-Klimasekretariats muss die Verhandlungen auf Bali steuern. Seit zehn Jahren ist de Boer schon dabei - und kann auch mal ganz undiplomatisch.

Vor einer großen Aufgabe: UN-Chefunterhändler in Bali, Yvo de Boer. Bild: reuters

Für Yvo de Boer hat die Klimakonferenz schon begonnen. Im kurzärmligen Safarihemd versuchte der Chef des UN-Klimasekretariats am Sonntag, die Journalisten zu belehren - auf gleich zwei Pressekonferenzen. "Wer hierhergekommen ist, um nach 14 Tagen mit einem neuen Klimaschutzabkommen in der Tasche wieder nach Hause zu fahren, der ist fehl am Platz", sagte der Niederländer wenige Stunden vor Konferenzauftakt in Nusa Dua.

Seit über zehn Jahren befasst sich Yvo de Boer mit dem Klimaschutz auf der diplomatischen Bühne. Sein Job in Bali wird es sein, die Verhandlungsfäden zusammenzuhalten. Und das Ergebnis am Ende als Erfolg zu verkaufen. Also sagt de Boer im Vorfeld: "Die Weltklimakonferenz wird dann ein Erfolg werden, wenn sich die 190 Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention auf eine Verhandlungsagenda einigen können." Es geht also darum, erst einmal auszuhandeln, was eigentlich verhandelt werden soll. Neue Reduktionsverpflichtungen für Industrie- und Schwellenländer müssten genauso Beachtung finden wie Fragen des Technologietransfers oder der Anpassung an den Klimawandel, sagt de Boer. Auf Bali solle als Endzeitpunkt der Verhandlungen 2009 festgeschrieben werden. "Dies ist ein sehr ambitionierter Zeitplan." Das sei die Erfahrung aus dem Abkommen von Kioto.

"Ist es angesichts der neuen Erkenntnisse überhaupt noch richtig, sich auf Kioto zu beziehen?", fragt eine Journalistin aus Südafrika. "Ja", sagt de Boer, "die Wissenschaft hat klargemacht, dass wir deutlich mehr tun müssen." Das Zustandekommen des Kioto-Protokolls sei ein bisschen wie die Mondlandung - nur umgekehrt, sagt de Boer: "Ein großer Schritt für die handelnden Akteure, aber nur ein kleiner für die Menschheit."

Derlei Vergleiche sind nichts Ungewöhnliches aus dem Mund des Sozialarbeiters. Kritiker wie Fans bescheinigen de Boer "manchmal eine sehr eigenwillige Linie". Und ab und zu erlaubt er sich auch, seine diplomatische Art abzulegen. So kritisierte er die Bundesrepublik ungewöhnlich scharf: "Ich war sehr beeindruckt, dass sich Deutschland vorgenommen hat, die Kohlendioxidemissionen bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren", sagte de Boer. Doch nun frage er sich, "wie dieses Ziel erreicht werden soll, wenn die Regierung 25 Kohlekraftwerke bauen lässt".

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