Bahn-Tarifkonflikt: Woche der Verständigung

Die verfeindeten Bahngewerkschaften GDL und Transnet müssen sich auf Grundzüge eines künftigen Tarifwerks einigen. Für die Lokführer hat sich der Streik schon gelohnt

Unabhängig von den Verhandlungen: Über Weihnachten sind Streiks ausgeschlossen Bild: dpa

BERLIN taz Kaum eine Woche ist es her, dass sich Bahn und Lokführergewerkschaft GDL auf einen Kompromiss in ihrem Tarifkonflikt geeinigt haben. In dieser Woche aber schon wird sich zeigen, wie haltbar diese Einigung ist. Denn jetzt müssen sich die verfeindeten Bahngewerkschaften, GDL auf der einen Seite und Transnet sowie GDBA auf der anderen, verständigen.

Sie müssen klären, welche tarifvertraglichen Regelungen in das gemeinsam zu schnürende Paket gehören und welche die GDL künftig allein mit dem Bahnkonzern verhandeln darf. Die Tarifgespräche zwischen Bahn und GDL, die bis Ende Januar abgeschlossen werden sollen, dürften noch vor Weihnachten beginnen.

Nach dem Kompromiss sollen etwa 80 Prozent der Tarifregelungen von allen drei Gewerkschaften gemeinsam verantwortet werden. Bahn und Transnet nennen dies die Basisvereinbarung. Allerdings handelt es sich dabei um klassische Manteltarifverträge; sie betreffen etwa Urlaubsregelungen, Regelungen für Jobtickets, möglicherweise auch die betriebliche Altersvorsorge. Haben sich die Gewerkschaften geeinigt, welche Bestimmungen zu diesem Block gehören, fängt erst die Tarifarbeit im Detail an: Bis Dezember 2008 soll dieses Tarifwerk fertig sein.

Die wichtigen Tarifverträge über Lohn, Arbeitszeit und Schichtzulagen darf die GDL eigenständig für Lokführer verhandeln. "Dabei sind wir auch frei, für uns passende Laufzeiten zu vereinbaren", meint GDL-Sprecher Maik Brandenburger. Dies birgt ein enormes Konfliktpotenzial: Die Bahn dürfte versuchen, ähnliche Laufzeiten für die mit der GDL und die mit Transnet vereinbarten Entgelt-Tarifverträge hinzukriegen. Schafft sie das nicht, drohen ihr immer wieder neue Tarifauseinandersetzungen - und neue Streiks.

Wenn sich der GDL-Tarifvertrag, wie von der Bahn immer wieder gefordert, allerdings "konflikt- und widerspruchsfrei" in das Tarifwerk der Bahn einfügen soll, müssen Transnet und GDBA entsprechende Regelungen für die von ihnen organisierten Lokführer übernehmen. Nur so ließe sich der Grundsatz "gleicher Lohn für gleiche Arbeit im gleichen Unternehmen" realisieren. Für die Lokführer gleich welcher Gewerkschaft bedeutet das: Der Streik der GDL hat sich schon jetzt gelohnt. Denn es ist nicht davon auszugehen, dass sich die GDL mit dem von den anderen Gewerkschaften ausgehandelten Entgelt-Ergebnis zufriedengeben wird.

Andererseits muss die GDL auch Federn lassen. Ursprünglich wollte sie für Lokführer, Zugschaffner und -kellner sämtliche tarifvertraglichen Regelungen eigenständig treffen, mit einem Tarifvertrag für das Fahrpersonal. Nun aber muss sich die GDL auf die Abstimmungen über die Manteltarifverträge einlassen - und sie verzichtet auf die Vertretung des Zugbegleitpersonals.

Letzteres ist jedoch auch simpler Mathematik geschuldet: Die GDL vertritt nach eigenen Angaben 80 Prozent der Lokführer bei der Deutschen Bahn, aber nur ein Drittel des Zugbegleitpersonals. Für die Millionen Bahnkunden bleibt es derweil dabei: Wie auch immer Bahn und Gewerkschaften sich in den nächsten Wochen streiten werden - über Weihnachten und Silvester sind Streiks ausgeschlossen.

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