Kommentar: Drei Beispiele, die Schule machen
Wachschützer vor Schulen. Spezialfahndung nach jugendlichen Tätern. Ein Preis für eine Sonderschule. Drei Meldungen vom Montag, die die Misere in der Bildungspolitik verdeutlichen.
In Neukölln stehen seit Montag vor Schulen Wachschützer. Die Polizei kündigt an, jugendlichen Straftätern verstärkt auf die Pelle zu rücken. Und eine Lichtenberger Sonderschule für Behinderte wird ausgezeichnet. Auf den ersten Blick mögen die drei Beispiele nichts miteinander zu tun haben. Und doch sind es nur unterschiedliche Heransgehensweisen an das gleiche Problem namens Jugend.
Wenn die Polizei verhindern will, dass Jugendliche in eine kriminelle Karriere einsteigen, kann man das nur begrüßen. Zwar ist fraglich, ob der Umfang der Ermittlungen angemessen ist. Aber dass die Polizei in erster Linie daran denkt, Täter möglichst schnell hinter Gitter zu bringen, kann man ihr nicht vorwerfen. Sie ist ein Repressionsinstrument. Für die soziale Betreuung sind andere zuständig. Genau hier harpert es. Polizei und Wachschützer können nur ein Symptom bekämpfen. Die Ursache dafür, dass Jugendliche zu Straftätern werden, liegt tiefer.
Nun wäre es ein Fehler, straffällige und behinderte Jugendliche auf eine Stufe zu stellen. Und doch kann man von der ausgezeichneten Sonderschule lernen.
Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden Behinderte nur als gesellschaftliches Problem gesehen. Erst nach jahrelanger Diskussion hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass behinderte Kinder viel intensiver betreut werden müssen.
Mit paradiesisch kleinen Schulklassen, wie sie in Lichtenberg zu finden sind, könnte man auch in den so genannten Problemkiezen deutlich mehr erreichen, als heutzutage. Zwar wäre immer noch nicht garantiert, dass kein Jugendlicher mehr kriminell würde. Doch auch von den hoch gefördertern Lichtenbergern erwartet niemand, dass alle ihr Abitur schaffen.
Leider ist nach vorherrschender Meinung immer noch die Repression billiger als die Förderung der Jugend. Und daher werden eher die Projekte von Sicherheitsbehörden, als die von Spezialpädagogen Schule machen.
Kommentar: Drei Beispiele, die Schule machen
Wachschützer vor Schulen. Spezialfahndung nach jugendlichen Tätern. Ein Preis für eine Sonderschule. Drei Meldungen vom Montag, die die Misere in der Bildungspolitik verdeutlichen.
In Neukölln stehen seit Montag vor Schulen Wachschützer. Die Polizei kündigt an, jugendlichen Straftätern verstärkt auf die Pelle zu rücken. Und eine Lichtenberger Sonderschule für Behinderte wird ausgezeichnet. Auf den ersten Blick mögen die drei Beispiele nichts miteinander zu tun haben. Und doch sind es nur unterschiedliche Heransgehensweisen an das gleiche Problem namens Jugend.
Wenn die Polizei verhindern will, dass Jugendliche in eine kriminelle Karriere einsteigen, kann man das nur begrüßen. Zwar ist fraglich, ob der Umfang der Ermittlungen angemessen ist. Aber dass die Polizei in erster Linie daran denkt, Täter möglichst schnell hinter Gitter zu bringen, kann man ihr nicht vorwerfen. Sie ist ein Repressionsinstrument. Für die soziale Betreuung sind andere zuständig. Genau hier harpert es. Polizei und Wachschützer können nur ein Symptom bekämpfen. Die Ursache dafür, dass Jugendliche zu Straftätern werden, liegt tiefer.
Nun wäre es ein Fehler, straffällige und behinderte Jugendliche auf eine Stufe zu stellen. Und doch kann man von der ausgezeichneten Sonderschule lernen.
Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden Behinderte nur als gesellschaftliches Problem gesehen. Erst nach jahrelanger Diskussion hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass behinderte Kinder viel intensiver betreut werden müssen.
Mit paradiesisch kleinen Schulklassen, wie sie in Lichtenberg zu finden sind, könnte man auch in den so genannten Problemkiezen deutlich mehr erreichen, als heutzutage. Zwar wäre immer noch nicht garantiert, dass kein Jugendlicher mehr kriminell würde. Doch auch von den hoch gefördertern Lichtenbergern erwartet niemand, dass alle ihr Abitur schaffen.
Leider ist nach vorherrschender Meinung immer noch die Repression billiger als die Förderung der Jugend. Und daher werden eher die Projekte von Sicherheitsbehörden, als die von Spezialpädagogen Schule machen.
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Kommentar von
Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters
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