Frauenhandball-WM: Das Duell im Duell

Im WM-Halbfinalspiel Deutschland gegen Norwegen trifft die erfolgreichste Werferin auf die beste Torfrau: Grit Jurack und Katrine Lunde Haraldsen kennen sich gut.

Trifft auf eine alte Bekannte: Grit Jurack Bild: ap

In ihrem Alltag spielen Grit Jurack und Katrine Lunde Haraldsen im dänischen Spitzenklub Viborg HK, und natürlich begrüßten sich die beiden Freundinnen herzlich, als sie am Freitagmorgen im Hotel-Foyer aufeinandertrafen. Sie scherzten viel mit einander - aber heute werden die beiden, die zu den Protagonistinnen der 18. Handballweltmeisterschaft zählen, ausnahmsweise einmal nicht im gleichen Trikot aufs Parkett marschieren. Vielmehr bestreiten sie eines der Schlüsselduelle im Halbfinale Deutschland gegen Norwegen (heute 17.30 Uhr, live bei Eurosport).

Kein Wunder, dass die entscheidende Frage in den Interviews lautete: Wird die Deutsche Jurack, die bisher beste Werferin des Turniers (61 Tore), ihre sensationellen Leistungen auch gegen Lunde Haraldsen, die beste Torfrau dieser WM, fortsetzen und so ihre Mannschaft in das erste WM-Finale seit 1993 werfen? War das der Inhalt ihres dänischen Plausches? Jurack schüttelt den Kopf. "Katrine sagt, sie hätte keine Unterwäsche mehr", sagt die 30-Jährige und grinst.

Über Sportliches haben die beiden Kolleginnen nicht geredet. Die Ausgangslage ihres Duells ist aufgrund der vielen gemeinsame Stunden im Training ohnehin klar. "Sie kennt meine Schwächen", erklärt Jurack, "aber ich kenne ja auch ihre." Die 30-jährige Linkshänderin macht einen sehr gelassenen Eindruck. Ihr behagt offenbar die Außenseiterrolle, die das deutsche Team gegen Norwegen einnimmt. Norwegen ist der amtierende Europameister, der Topfavorit auf den Titel in Paris, ihr Rückraum mit dem Duo Nyberg/Hammerseng gilt als der beste der Welt. Deutschland hingegen hat seit 1997 (Bronze) keine Medaille mehr gewonnen. "Alle erwarten, dass Norwegen gewinnt", weiß Jurack. Ist das Ganze also ein aussichtsloser Kampf? "Nö", sagt sie, "ich sehe unsere Chancen bei ungefähr 40:60." Jurack erklärt, weshalb es durchaus ein Duell auf Augenhöhe werden kann. "Die Norwegerinnen haben ziemliche Probleme im Positionsspiel. Wenn wir es schaffen, im eigenen Angriff sehr diszipliniert zu spielen, und so keine Tempogegenstöße zulassen, dann bekommen wir unsere Möglichkeiten."

Bundestrainer Armin Emrich glaubt, dass sein Team in diesem Jahr auch die nötige mentale Einstellung mitbringt, sich mit einem starken Gegner wie Norwegen zu messen. "Im letzten Jahr war es ein großer Erfolg, als wir bei der EM ins Halbfinale eingezogen sind. Damals hat die Spannung ein wenig nachgelassen", erzählt der 56-Jährige und versichert: "Diesmal aber ist das nicht der Fall." Auch Juracks Kolleginnen sehen der Begegnung mit dem Goliath zuversichtlich entgegen. "Unsere Mannschaft hat ein riesiges Kämpferherz, wir werden wieder alles geben", beteuert Anna Loerper. "Die Norwegerinnen gehen davon aus, dass sie locker gegen uns gewinnen müssen, auch die Medien nehmen uns eigentlich nicht ernst. Darin liegt unsere Chance", glaubt Kreisläuferin Katrin Blacha.

Dass die Welthandballerin Nadine Krause, die im Viertelfinale gegen Angola einen Kapseleinriss im rechten Sprunggelenk erlitt, womöglich heute wieder fit ist, hat die Stimmung angehoben. Um gewappnet zu sein, hat Bundestrainer Emrich mit Ania Rösler dennoch eine gelernte Halblinke nachnominiert - hier zahlte sich die taktische Maßnahme aus, einen Platz im 16er-Kader für solche Notfälle freigehalten zu haben. Die Sportstudentin Rösler, die eigentlich an der Universität Erlangen eine Klausur zum Thema "Musisch-tänzerische Bewegungsformen" hätte schreiben müssen, reiste Freitagfrüh an. "Ich bin der Jolly Joker dieser WM", sagt sie.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.