Nach den Angriffen Israels: Mahmud Abbas erwägt Rücktritt

Nach wiederholtem Raketenbeschuss greift die israelische Armee im Gazastreifen an. Palästinenserpräsident Abbas ist nun zur Solidarität mit der Hamas gezwungen.

Abbas droht den Dialog mit Israel zu beenden : dpa

JERUSALEM taz So überraschend offen Israel und die Palästinenserführung im Westjordanland sich plötzlich für Verhandlungen über die Knackpunkte des Konflikts zeigten, so schnell droht der Dialog wieder zu enden. Sollte Israel die militärischen Operationen im Gazastreifen fortsetzen, bei denen nach palästinensischen Berichten seit vergangenem Dienstag 35 Menschen starben, darunter zahlreiche Zivilisten, dann will Mahmud Abbas nicht mehr an den Verhandlungstisch zurückkehren. "Der Präsident kündigte seinen Rücktritt an", so verlautete gar aus seinem Büro, "sollte das Morden andauern."

Ginge es nach den USA, dann würde der im Weißen Haus so gern gesehene Abbas mit Hilfe der israelischen Soldaten die Kontrolle über den Gazastreifen zurückgewinnen, in dem seit vergangenem Sommer die Hamas herrscht. Die massiven Angriffe, die die Armee in Reaktion auf den Raketenbeschuss der Extremisten seit Tagen gegen den Gazastreifen lanciert, erreichten indes das genaue Gegenteil. Anstatt einer Front zwischen Gut und Böse mit den USA, Israel und der Fatah auf der einen und der Hamas auf der anderen Seite, sieht sich Abbas zurück in die Arme seines verfeindeten Bruders getrieben.

Zum ersten Mal seit der Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen kam es diese Woche wieder zu einem direkten Kontakt zwischen führenden Fatah- und Hamas-Funktionären. Auslöser war der Tod des Sohnes von Ex-Außenminister Mahmud a-Sahar (Hamas), der bei einer Militäroperation ums Leben kam. Abbas telefonierte mit a-Sahar und schickte eine Kondolenz-Delegation hohen Ranges nach Gaza. Dass es bei den Gesprächen nicht nur um das Gedenken des junges Mannes geht, steht außer Frage. Die Nationale Einheitsregierung ist nach wie vor Ziel beider Bewegungen. Bislang allerdings bestand Abbas auf einer "Rückkehr zur Situation vor dem Putsch" im Gazastreifen.

Je stärker Israel den militärischen Druck erhöht, desto weniger kann Abbas mit den "zionistischen Besatzern" gemeinsame Sache machen, will er sich Volkes Sympathie nicht gänzlich verscherzen. Nicht ohne Grund bezeichnete er die Vorgänge im Gazastreifen schnell als "Massaker". Der Präsident steht zwischen den Palästinensern, die Solidarität mit den Landsleuten unter Beschuss erwarten, und dem Weißen Haus, das auf seine klare Positionierung gegen die Hamas baut. Möglich ist, dass er tatsächlich den Rücktritt von seinem Amt wählen wird.

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