Fußballfrauen: Kick mit Kopftuch kommt ins Kino

Fußballerinnen aus Kreuzberg spielen gegen die iranische Nationalmannschaft der Frauen. Ein Film dokumentiert die spektakuläre Begegnung. Auf der Berlinale feiert er Premiere.

Hier ohne Sittenwächterinnen: Profifußballerinnenbeine in Aktion. Bild: dpa

Schrill klingen die Stimmen der Frauen, die in Kopftücher gehüllt auf der Tribüne stehen. "Vor, vor, wir wollen ein Tor!" Sie tanzen fast vor Begeisterung. Die Spielerinnen aus Kreuzberg bekommen den Ball. "Deutschland, du kannst nach Hause fahren!", singen die Zuschauerinnen. Die Sittenwächterinnen schauen grimmig. In der Halbzeitpause sagt eine Stimme über den Stadionlautsprecher: "Ich möchte keine Frau sehen, die sich ungehörig benimmt. Wenn Sie tanzen wollen, gehen Sie in die Disco."

Die Begegnung der Kreuzberger Amateure vom BSV AL-Dersimspor mit der iranischen Nationalmannschaft im Mai 2006 war das erste offizielle Frauenfußballspiel in Teheran seit der iranischen Revolution. Ein spektakuläres Ereignis, das nun bald auch im Kino zu sehen ist. Ein Filmteam hat die Spielerinnen begleitet. Das Ergebnis heißt "Football Under Cover" und ist ein anrührender Dokumentarfilm von Ayat Najafi und David Assmann, der auf der Berlinale in der Kategorie "Perspektive Deutsches Kino" läuft.

Damit schließt sich der Kreis. Denn auf der Berlinale trafen sich die Organisatoren, Marlene und Valerie Assmann und der iranische Regisseur Ayat Najafi zum ersten Mal. Sie hatten jeweils einen Kurzfilm über Fußballerinnen gedreht. Und entschieden kurzerhand, das Freundschaftsspiel in Teheran in die Wege zu leiten.

Die mühseligen Vorbereitungen, die Hoffnungen, die Enttäuschungen, der Triumph zum Schluss, all das erlebt man im Film mit den Spielerinnen noch einmal. Man lernt sie im Laufe der 85 Minuten kennen und mögen - sowohl die große Klappe einer Kreuzberger Stürmerin als auch den nicht ungefährlichen Eigensinn einer iranischen Beckham-Verehrerin.

Der Film zeigt viele hübsche Szenen abseits des Freundschaftsspiels, zum Beispiel wie eine von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidete, füllige iranische Mutter mit ihrer Tochter auf der Straße kickt. Oder den Kreuzberger Vereinschef, der seine Stirn an eine Ritze am Tor drückt, weil er als Mann nicht ins Stadion darf - und einen veritablen Schweißfleck hinterlässt. Die Handkamerafahrten sind manchmal rasant. Doch langweilig wird der Film zu keiner Zeit.

Die Kreuzberger Fußballerinnen sind gerade wieder zusammen verreist, ins Trainingslager in der Türkei. "Zur Premiere sind wir aber zurück", sagte am Mittwoch Sprecherin Silke Gülker. Auch für die Spielerinnen wird der Film eine Überraschung: Sie haben bis jetzt nur eine Vorversion gesehen.

Ist der Film tatsächlich das Ende der Geschichte? Lange hatten die Kreuzbergerinnen gehofft, dass die Iranerinnen zu einem Rückspiel nach Berlin reisen würden. Sie bereiteten alles vor. Für den 1. Juni 2007 wurde das Spiel angesetzt. Doch die Iraner sagten kurz vor knapp ab. Es gebe keine Anzeichen, dass die Partie jetzt noch zustande komme, sagte Silke Gülker am Mittwoch. "Wenn sich die Iraner das aber doch noch mal anders überlegen sollten, sind wir dabei."

ANTJE LANG-LENDORFF

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