Höchststand für den Goldpreis: Edelmetall für 1.000 Dollar
Die Nachfrage nach Gold steigt weiter und lässt die Preise in die Höhe schnellen. Die Krise der Finanzmärkte bringt Anleger und auch einige Länder dazu, auf den sicheren Hafen Gold zu setzen.
Auf ein Metall, dem Krisen nichts anhaben können, setzen derzeit viele verunsicherte Anleger: Sie kaufen Gold. Fast 930 Dollar kostete am Dienstag die Feinunze zu 31,10 Gramm. Bereits Mitte Januar war das frühere Allzeithoch aus dem Jahr 1980, das bei 850 Dollar lag, überschritten worden. Die Nachfrage nach dem Edelmetall legte seither weiter zu.
Damit setzt sich ein Aufwärtstrend fort, der bereits seit 2001 besteht: "Es gibt keinen unmittelbaren Nachweis, wäre aber eine logische Erklärung, dass dies eine Folge der Anschläge vom 11. September ist", so Eberhardt Unger, Analyst bei Fairesearch in Frankfurt. Dem waren 20 Jahre vorausgegangen, in denen das Gold für Anleger als uninteressant galt. Verantwortlich dafür waren hohe Zinsen sowie die gut laufende Konjunktur mit hohen Renditen bei den Wertpapieren. Im Jahr 1999 hatte der Goldpreis einen historischen Tiefstand von 252 Dollar erreicht.
Gold gilt vielen Anlegern als krisensichere Option, die auch nicht durch Inflation gefährdet ist. Und in den aktuellen Entwicklungen des Goldpreises spiegeln sich die jüngsten Einbrüche an den Finanzmärkten daher wieder. Möglicherweise ist der Börsencrash aber noch gar nicht im vollen Umfang auf den Goldmarkt durchgeschlagen, wie Thorsten Proettel, Edelmetallanalyst von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), erklärt: "Gold steigt dann, wenn andere Werte zurückgehen. Aber das passiert über längere Zeiträume." Proettel rechnet damit, dass der Preis im Laufe dieses Jahres auf über 1.000 Dollar ansteigen wird. Auch in den vergangenen Wochen stieg und sank der Preis immer wieder: Die Rekordmarke von 911,10 Dollar je Feinunze von Mitte Januar wurde in der Woche darauf mit 882,00 Dollar bereits wieder um fast 30 Dollar unterschritten. Dies sei auf Gewinnmitnahmen der Anleger zurückzuführen, die damit Verluste aus anderen Anlagen ausgleichen würden: "Die Anleger wollten Kasse machen, nachdem der Kurs so drastisch gestiegen ist", sagt Proettel. An seiner Langfristprognose ändert sich dadurch nichts. Weitere Zinssenkungen in den USA werden die Flucht in den "sicheren Hafen" Gold voraussichtlich noch verstärken.
Der Run auf das Gold hat nicht nur private Anleger erfasst - auch viele Länder mit wachsenden Märkten suchen die Goldreserve als Rettungsanker für Krisenzeiten. China etwa hat zwar derzeit lediglich einen kleinen Teil der Devisenreserven in Gold investiert - die Menge wird von verschiedenen Experten auf ungefähr 600 Tonnen geschätzt. Dies werde aber nicht so bleiben, vermutet Unger. Und während sich hierzulande der damalige Chef der Deutschen Bundesbank, Ernst Welteke, im Jahr 2002 noch mit dem Gedanken trug, die Goldreserven anzuzapfen, steht dies für seinen Nachfolger Axel Weber nicht zur Debatte. Mit 3.400 Tonnen Gold liegt Deutschland nach den USA mit 8.000 Tonnen auf Platz zwei der goldlagernden Staaten.
Und weil die Nachfrage nach Gold steigt, wird wieder mehr in dessen Förderung investiert - und auch das lässt den Preis für das Edelmetall weiter steigen. Viele einst ergiebige Minen Südafrikas etwa sind längst ausgebeutet, an einigen Orten wird nun in über 4.000 Metern Tiefe nach Gold geschürft. Südafrika ist die Nummer zwei unter den goldfördernden Ländern nach China. Als am vergangenen Freitag die drei größten Minenbetreiber des Landes, Anglo Gold Ashanti, Golds Fields und Harmony Gold Mining, ihre Produktion wegen Stromknappheit vorerst einstellen mussten, war dies ein weiterer Grund gewesen, den Goldpreis in die Höhe schnellen zu lassen.
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