Voyeurismus auf RTL2: Großes Geschäft in der Badewanne

Voyeurismus kann auf immer noch eine neue Art bedient werden, wie die neue RTL2-Show "Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit" zeigt. Die Show ist vor allem: billig. Absetzung kaum zu befürchten.

Ein Lügendetektor macht noch keine Show. Bild: rtl2

Es gibt hin und wieder einen interessanten Personalwechsel zu vermelden - aber es gibt doch bemerkenswerte: Die wandelnde Handtasche Bruce Darnell bekommt eine ARD-Sendung.

Alter Hut? Stimmt. Diese Woche neu: Christoph Bauer ist nun Moderator bei RTL2. Er geht montags, im Umfeld von "Big Brother", auf Sendung und gehört da mit seiner Show "Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit" auch ziemlich genau hin. Spiegel Online schreibt von einer "neuen Dimension des Intimitätsterrors im deutschen Fernsehen" - denn Kandidaten werden darin an einen sogenannten Lügendetektor angeschlossen und bekommen 25.000 Euro, falls sie 21 Fragen wahrheitsgemäß beantworten.

Klingt bestenfalls nach einer neuen Dimension von Wissensshow - wären die Fragen nicht die folgenden: "Glauben Sie, dass Sie klüger sind als Ihr Chef?", "Würden Sie Ihren Ehemann noch einmal heiraten?" oder, endlich fragt das mal jemand: "Haben Sie schon einmal Ihr großes Geschäft in der Badewanne verrichtet?"

Die Kandidatin übrigens bejahte die letzte Frage, aber das nur nebenbei.

Festzuhalten ist: Voyeurismus lässt sich auf immer noch eine weitere Art bedienen. War zu erwarten. Aber dass Christoph Bauer mitmacht - das nicht. Bauer begann seine Moderatorenkarriere, wo auch zum Beispiel Günther Jauch seine Karriere begann: bei "Live aus dem Schlachthof" im Bayerischen Rundfunk, einer hervorragenden Jugendsendung, in der richtig große Bands auftraten und richtig ordentliche Gespräche geführt wurden. Er galt, zumindest in Bayern, als richtiger Moderator.

Aber egal, das ist wohl das Sebastian-Deisler-Syndrom: Großes Talent wird am Ende nicht immer zum Weltstar. Ist eben so.

Bleibt über die Show also am ehesten noch zu vermelden, was ein User der Webseite popkulturjunkie.de schreibt: "In den schlimmen Momenten wirkte es so, als läge die Höhe des Hauptpreises (25.000 EUR) um das Mehrfache über den Kosten der Produktion." Hierin liegt die - wenn auch nicht neue - Erkenntnis, die die neue RTL2-Show beschert: billig ist wichtig. Zuletzt hat RTL eine Serie mit Kai Wiesinger, "Die Anwälte", nach nur einer Folge abgesetzt. 10,8 Prozent in der jungen Zielgruppe waren nicht genug. Wiesinger sagte dem Spiegel daraufhin Folgendes: "Wir dachten, RTL will mehr sein als nur der Dschungelcamp- und 'Bauer sucht Frau'-Sender."

Was wir über die RTL-Gruppe in dieser Woche gelernt haben: Das ist falsch.

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