Basketballstar Shaquille O'NeAL: Wechsel des guten Willens

Die NBA-Center-Legende geht von Miami zu den Phoenix Suns. Wer kann einen Nutzen daraus ziehen?

Shaquille O'Neal kommt neben Noch-Präsident George W. Bush ganz groß raus. Bild: dpa

In den Wochen vor der Trade Deadline herrscht in den Schaltzentralen der NBA-Teams emsiges Treiben. Jene Deadline verweist - wie das Ende der Transferperiode im Fußball - auf die letzte Möglichkeit, aufzurüsten. Der Unterschied zum Rasensport: In der NBA wandern nicht nur Spieler zum neuen Verein, sondern auch deren oft monströse Verträge. Aufgrund des Salary Cap, der Gehaltsobergrenze, muss zudem immer eine Ausgewogenheit zwischen den Gehältern der Tauschobjekte bestehen - so kam es, dass vor der Saison die Boston Celtics für ihren Wunschspieler Kevin Garnett, einen der höchstbezahlten Akteure, gleich fünf der eigenen Spieler nach Minnesota schicken mussten.

Nun nähert sich also wieder einmal das Ende aller Wechselmöglichkeiten - dieses Jahr am 21. Februar -, und manchmal scheint es, als fühlten sich einige Macher der Liga so sehr zum Handeln gezwungen, dass sie gar nicht genau wissen, was sie da eigentlich tun.

"Wow, er hat wirklich den medizinischen Check bestanden?", so lautete der erste Kommentar von Slam-Magazine-Autor Sam Rubenstein zum Wechsel des langjährigen Star-Centers Shaquille ONeal von den Miami Heat nach Phoenix. Für die Suns soll Shaq nun seine Basketball-Stiefel Größe 56 schnüren. Das Problem ist nur: Er ist andauernd verletzt, fehlt schon seit Jahren immer wieder wegen kleinerer und größerer Wehwehchen. ONeal, der in einem knappen Monat 36 Jahre alt wird, hat seine besten Zeiten längst hinter sich.

In der aktuellen Saison, in der die Heat kein Bein auf den Boden bekommen, kam der einstige Superstar immerhin in 32 von 47 Spielen zum Einsatz, vollbrachte aber das Kunststück, siebenmal vorzeitig das Feld verlassen zu müssen, da er das Foul-Limit überschritten hatte. Er spielt die statistisch gesehen schlechteste Saison seiner 16-jährigen Karriere. "Steve Kerr hat sich mit diesem Wechsel selbst ins Bein geschossen", analysiert Rubensteins Kollege Russ Bengston den Schachzug des Phoenix-Managers. Es bleibt abzuwarten, wie ein behäbiger, langsamer Shaq ins traditionell schnelle, punktreiche Spielsystem der Suns passt. Die hoffen, endlich das fehlende Teil im Meisterschaftspuzzle gefunden zu haben: "Wir haben nun einen charismatischen Spieler in unseren Reihen - das wird sicher ein Spaß", gibt Star-Point-Guard Steve Nash zu Protokoll, und Manager Kerr ergänzt: "Unsere Ärzte sind davon überzeugt, dass Shaq bald agiler und explosiver sein wird als vorher." So ganz sind die Bedenken ob seiner Verletzungsanfälligkeit doch nicht zerstreut.

Auf längere Sicht gesehen könnten die Miami Heat die eigentlichen Gewinner des Tauschgeschäftes sein. Die erhielten im Gegenzug neben dem eher durchschnittlichen Guard Marcus Banks NBA-Profi Shawn Marion, einen der besten Allrounder der Liga, der seit Jahren auf höchstem Niveau spielt und in Defensive wie Offensive stark ist. "Ich habe mit Spielern und Experten über diesen Wechsel gesprochen, und niemand meinte, dieses Geschäft würde für die Suns Sinn machen", fügt Bengston hinzu.

Steve Aschburner von Sports Illustrated sieht die Causa Shaq ähnlich: "Er ist gefangen zwischen hohen Erwartungen und hoher Verletzungsgefahr. ONeals Persönlichkeit und sein Humor verschaffen ihm bei mir zumindest eine halbe Saison des guten Willens." Der Center selbst ist in seinem Optimismus dagegen stark wie eh und je. "Ich werde den Kritikern ihre eigenen Worte zu fressen geben", drohte der 150-Kilo-Koloss bei seiner Vorstellung in Phoenix an. Die ersten drei Partien musste er dann jedoch wieder verletzt aussetzen.

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