Kommentar: Lehmanns schweres Erbe

Lehmanns größtes Manko war kein Konzept für den gesamten Museumsstandort Berlin entwickelt zu haben. Der neue Lotse Hermann Parzinger wird das Schiff nicht wenden. Kommentar

Klaus-Dieter Lehmann räumt seinen Platz auf der Brücke der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Sein Nachfolger Hermann Parzinger steht seit Freitag bereit. Der Wechsel auf dem größten deutschen Kulturtanker ist nötig - hat doch Lehmann das Schiff nicht mehr manövrierfähig gehalten. Lehmanns Kurs war stets der gleiche: immer in eine Richtung und immer in die Mitte. Das hat Lecks geschlagen.

Sicher, es ist aus Sicht vieler eine gute Fahrt gewesen. SPK-Steuermann Lehmann nahm Fahrt auf die Museumsinsel auf. Für diese wurde ein Masterplan zur Sanierung erarbeitet, die Alte Nationalgalerie restauriert und ebenso das Bodemuseum. Lehmann machte Geld zum Wiederaufbau des Neuen Museums locker und zur Generalüberholung des Pergamon- und des Alten Museums. Seither leuchtet die Museumsinsel wieder.

Wie sehr Lehmann aber einem Kulturzentralismus in der Berliner Mitte verhaftet war, zeigte sich schließlich an seiner Idee, das Humboldt-Forum ebenfalls zum Museum auszubauen. Die Sammlung außereuropäischer Kulturen aus Dahlem soll dort ihren Platz finden. Die alte, dezentrale Museumslandschaft der Stadt wurde damit vollends zerschlagen. Die Staatlichen Museen an der Peripherie und am Kulturforum kämpfen seit Jahren ums Überleben.

Sieht man von Lehmanns skandalösem Flick-Einkauf für den Hamburger Bahnhof ab, bleibt sein größtes Manko, kein Konzept für den gesamten Museumsstandort Berlin entwickelt zu haben.

Der neue Lotse Hermann Parzinger wird das Schiff nicht wenden. Trotzdem wird seine Hauptarbeit sein, der musealen Mitte und dem Humboldt-Forum das Profil zu geben, das über einen bildungsbürgerlichen Horizont hinausweist. Zugleich wird er die "Peripherie" wieder befahren müssen. Dort ist nach Lehmann vieles in Seenot.

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