Wirkungslose Rußfilter: Kulanz-Stopp bei Pit-Stop

Trotz Selbstverpflichtung verweigert die Autokette den versprochenen Austausch defekter Rußfilter. Umweltschützer fordern, diesen die Betriebserlaubnis zu entziehen.

Neue Rußfilter abzustauben ist bei Pit-Stop nicht leicht. : dpa

BERLIN taz Vor knapp vier Monaten hat die große deutsche Werkstattkette Pit-Stop zugesichert, unwirksame Dieselrußfilter schnell und unbürokratisch auszutauschen. Doch an diese Erklärung fühlt sich das Unternehmen mit 400 deutschen Filialen offenbar nicht mehr gebunden. Das legt ein Schreiben von Pit-Stop nahe, das der taz vorliegt.

Die Verbände der Kfz-Werkstätten hatten im November gemeinsam mit den Serviceketten Pit-Stop und A.T.U. zugesagt, wirkungslose Filter rasch auszutauschen. Die Selbstverpflichtung folgte, als klar wurde, dass mindestens 40.000 von etwa 170.000 Dieselrußfiltern, überwiegend von der Gladbecker Firma GAT, nicht funktionieren. Doch der Austausch kommt kaum voran: Gerade mal 1.026 wirkungslose Filter wurden bis Ende Februar durch neue ersetzt.

Auf Anfrage wollte sich Pit-Stop nicht dazu äußern, ob es noch zu der Selbstverpflichtung steht. Bestätigt wurde, dass Pit-Stop die defekten GAT-Filter erst austauschen will, wenn dieser Hersteller ein funktionierendes Ersatzsystem liefern kann. Dazu ist Pit-Stop aber ohnehin gesetzlich verpflichtet. Die im Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes organisierten Werkstätten und die A.T.U.-Werkstattkette ersetzen dagegen defekte GAT-Filter schon seit Monaten durch Fabrikate anderer Hersteller. Pit-Stop ist dazu nicht bereit.

Bei GAT sind Ersatzfilter bis heute nicht verfügbar, obwohl sie seit November jeweils für den Folgemonat angekündigt werden. Aktuell sollen die Ersatzfilter nun ab April zunächst für VW, Audi und Skoda verfügbar sein. Einen verbindlichen Termin sagt Pit-Stop den Kunden nicht zu.

Obwohl in Deutschland durch Dieselpartikel nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation jährlich mindestens 8.000 Menschen an Lungenkrebs erkranken, will Pit-Stop in den wirkungslosen Rußfiltern keinen Mangel erkennen. Das hat das Unternehmen betroffenen Kunden schriftlich mitgeteilt. "Es entstehen für Sie als Autofahrer weder ein finanzieller Nachteil noch eine Mobilitätseinschränkung", schreibt die Firma. Schließlich könnten Fahrzeughalter trotz wirkungsloser Filter weiterhin den Steuerzuschuss für den Filter von 330 Euro behalten und in Umweltzonen fahren, argumentiert das Unternehmen. Pit-Stop verweist dabei auf Aussagen der Bundesregierung, die bislang die "Allgemeine Betriebserlaubnis" für defekte Filter nicht widerrufen will.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte letzte Woche vorgeschlagen, alle 40.000 Fahrzeughalter durch das Kraftfahrt-Bundesamt anschreiben zu lassen und so gezielt über die defekten Partikelfilter zu informieren. Es werde aber noch geprüft, ob dies datenschutzrechtlich möglich ist, sagte Gabriel. Die Deutsche Umwelthilfe ruft den Minister unterdessen zu einem schärferen Vorgehen auf: "Die Bundesregierung muss die Betriebserlaubnis für alle Betrugsfilter zum 31. März 2008 entziehen", forderte Geschäftsführer Jürgen Resch.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.