Zivilcourage: Stimmen aus anderen Schulen

Eine elfte Klasse aus Bielefeld und eine zehnte aus Wilmersdorf haben sich mit dem Thema Zivilcourage beschäftigt und Leserbriefe zu Mary Herrmanns Bericht geschrieben

Jugendliche einer 10. Klasse der Hildegard-Wegscheider-Oberschule in Wilmersdorf:

„Da man bei Vorfällen, wie Mary Hermann sie beschrieb, leicht zum Opfer werden kann, muss jeder selbst wissen, ob er eingreift. Doch es gibt auch Situationen, in denen man helfen kann, ohne sich in Gefahr zu bringen. Wenn etwa ein alter Mensch auf der Straße stolpert und hinfällt, gibt es meist nur wenige Leute, die helfen. Dies ist nicht nachzuvollziehen.“ Alexander Michel

„Die meisten Leute haben Angst, sich in fremde Situationen einzumischen. Sei es auch nur, die Polizei zu rufen, in sicherer Entfernung zu warten, bis sie kommt, und dann - das ist wahrscheinlich ihre größte Angst - eine Zeugenaussage vor Gericht zu machen. Nachdem ich das einmal selbst erlebt habe - ich wurde von einem Auto angefahren und lag mit meinem Fahrrad mitten auf der Straße -, glaube ich kaum noch an so etwas wie Zivilcourage. Die Leute beachteten mich nicht, und einige Auto- und Radfahrer fuhren einfach an mir vorbei.“ Naomi Novieku

„Man sollte nur eingreifen, wenn man kein Gefühl der Bedrohung empfindet. Klar würde ich immer die Polizei rufen, aber ist es da nicht manchmal schon zu spät? Oft geht es ja nur um diesen einen Moment, wo sich entscheidet, was passiert. Deswegen ist es wichtig, in manchen Situationen einzugreifen. Doch ich würde dies nicht tun, wenn mein Leben dabei in Gefahr wäre. Nur kann man so etwas nicht immer zu hundert Prozent voraussehen.“ Eugen Dittmar

„Man kann keine Regel aufstellen. Es kommt auf die Situation an, in der man sich befindet, auf den Menschen und dessen Mut.“ Jan Siering

„Sich für bedrängte oder falsch behandelte Menschen einzusetzen ist für ein friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft unbedingt erforderlich. Zivilcourage kann man schon in der Schule zeigen, indem man sich für ungerecht behandelte Mitschüler einsetzt. Man muss dafür nicht den Helden spielen.“ Nora Poprawa

„Je mehr Menschen bereit sind, sich der Gewalt entgegenzustellen, desto weniger hat gewalttätiges Verhalten eine Chance. Die erlebte und gezeigte Solidarität schafft Werte, die das Leben und die Lebensqualität verbessern. Hilfe, die man mit dem eigenen Leben bezahlt, ist aber keine wirkliche Hilfe. Trauer, Schuldgefühle oder Behinderungen folgen daraus.“ Malte Jonitz

Jugendliche einer 11. Klasse des Religionskurses der Gesamtschule Rosenhöhe in Bielefeld:

„Die Beschreibung am Badesee hat uns zum Nachdenken gebracht. Dabei ist uns aufgefallen, dass es viele Jugendliche gibt, die zu Gewalt neigen und sich meist auch nicht scheuen, diese einzusetzen. Wir haben offen über dieses Thema diskutiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass man eine derartige Situation unbedingt richtig einschätzen und in jedem Fall zumindest die Polizei verständigen muss. Wir hoffen natürlich, dass die Gewalt vor allem jugendlicher Menschen abnimmt und etwas dagegen unternommen wird.“ Ercan, Jasemin, Yvette, Meltem, Julia, Cigdem, Fadime, Darleni, Tuyen

„Man sollte immer versuchen, einzugreifen und zu helfen, wenn man sich und andere nicht gefährdet. Man kann auch weitere Zeugen zu Hilfe holen. Diese sollten helfen können. Es bringt nichts, einen 4-Jährigen um Hilfe zu bitten. Wenn man die Möglichkeit hat, könnte man auch spontan und kreativ handeln und etwas tun oder sagen, womit der Täter nicht rechnet, damit er abgelenkt ist und sich die Situation sich entspannt.“ Mona, Silvana, Turan, Natalie, Marc, Burcu, Andre, Malte, Viki, Yaprak

„Wir finden, weibliche Personen sollten sich nicht in ,Herren Streitereien‘ einmischen, weil sie sich nicht auf der gleichen Ebene wie Männer befinden. Also wenn sich etwa zwei Männer prügeln. Aber sie könnten sich bei verbalen Streitereien einmischen. Selber haben wir mal erlebt, wie ein Mann mehrmals auf den Kopf einer Frau schlug, sodass sie nur am Weinen und Schreien war. Sofort wurden viele Leute aufmerksam und gingen auf die beiden zu. Der Mann wurde etwas ruhiger und schlug die Frau nicht mehr. Als die Leute den Mann ansprachen, wurde der Mann sehr laut und beschimpfte sie. Nach fünf Minuten war die Polizei am Tatort. Was uns sehr positiv beeindruckt hat, war das Verhalten der Zeugen.“ Gürcan, Göksal, Yavuz, Ilyas, Mehmet und Gökhan

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