Zivilcourage: "Da waren die Lampen aus"

Andreas S., ein 44-jähriger Hartz-IV-Empfänger wurde selbst Opfer eines Übergriffes in der U-Bahn. Er erzählt, was passiert ist.

taz: Herr S., am 1. März sind Sie in der U-Bahn Opfer eines Übergriffs geworden. Was genau ist passiert?

Andreas S.: Ein Mann hat zwei Fahrgäste angemacht, ich glaube, es waren Frauen. Ich habe gesagt, er solle aufhören. Er sagte daraufhin zu mir, ich solle das Maul halten. Besser, du wärst ruhig, habe ich erwidert. Da stand er auf. Ich bin auch vom Sitz hoch. In dem Moment bekam ich seinen Handballen gegen die Schläfe. Da habe ich schon Sternchen gesehen. Kaum hatte ich Luft geholt, kriege ich seine Beine in Brust und Bauch. Dann waren die Lampen aus. Auf der Intensivstation bin ich wieder aufgewacht.

Wie viele Leute saßen im Waggon?

Ich erinnere mich an sechs oder sieben Leute.

Sie haben als Einziger reagiert. Was hat Sie dazu bewogen?

Ich denke, es ist meine Pflicht, zu helfen. Außerdem hat mich das Verhalten des Manns geärgert.

Ein einziger Fahrgast hat sich bei der Polizei als Zeuge gemeldet. Alle übrigen sind abgetaucht. Selbst die Personen, denen Sie beigesprungen sind.

Ich fühle mich ziemlich im Stich gelassen. Eigentlich hätte ich erwartet, dass man mir auch helfen würde.

Der mutmaßliche Täter wurde inzwischen aufgrund von Videoaufzeichnungen festgenommen. Wie würden Sie beim nächsten Mal in einer ähnlichen Situation reagieren?

Auf alle Fälle würde ich mich wieder einmischen. Aber ich würde vorher ein bisschen auf Abstand gehen. Und ich würde andere Leute fragen, ob sie mir helfen, den Mann zur Ruhe zu bringen.

Manche Leute, die von Ihrem Fall gehört haben, sagen, es sei ihnen fortan zu gefährlich, einzugreifen.

Leute, die so reden, würden wohl niemals helfen.

INTERVIEW: PLUTONIA PLARRE

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