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Ratzinger will Juden bekehrenEr ist wieder auf Kreuzzug

Papst Benedikt XVI lässt eine alte Karfreitagsfürbitte zu, die zur Bekehrung der Juden auffordert. Warum nimmt er ein politisches Desaster in Kauf?

Reaktionärer Empörer: Joseph Ratzinger. Bild: dpa

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32 Kommentare

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  • W
    Widukind

    Nicht nötig! Jesus war Jude war Jude war Jude, bis ein fanatischer Jude namens Saulus/Paulus den Christus erfand. Christentum und Islam haben mit dem Judentum ein Urheberrechtsproblem. Wenn man schon nicht zum "auserwählten Volk" gehört, muss man dem auserwählten Volk wenigstens erklären, was Gott wirklich will.

  • AD
    Andreas Dukat

    Ich finde den Kommentar sehr wichtig denn er bestätigt die Bibel.

     

    Der Papst betet für die Juden. Ist das schlecht? Er soll beten, denn wie wäre sonst Römer 10.14 auszulegen? Gläubige Menschen haben die Pflicht, die Gute Nachricht an alle Menschen weiterzugeben. Jesus war Jude und sein Namen war hebräisch (Jeshua), und seine Lehre war jüdisch, sein Buch war die Torah, und er sprach überwiegend zu Juden, und am Ende kommt er wieder zu seinem Volk Israel und nicht zu uns (Röm 11.5). Heute gibt es schon über 3000 Gemeinden in Israel die Jeshua angenommen haben. Denn eine Aussage muss sich noch erfüllen Joh 4.22

    „Ihr wisst nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden“.

    Das ist Gottes Verheißung. Es wird ein ungeheures Geschenk für die Welt sein, wenn die Juden Jeshua annehmen.

  • C
    Catholicus

    (Spät, aber dennoch ein Kommentar) Ihr Artikel ist besser recherchiert als etwa in der SZ. Dennoch ist Ihnen ein Irrtum unterlaufen, durch den Sie die eigentliche Absicht des Papstes nicht verstanden haben.

     

    Sie schreiben:

     

    "Und der Papst erließ, noch im Sommer 2007, eine - wenn auch sehr schwammig gehaltene - Zusatzverordnung, wonach die "außerordentliche" Messe nicht an den Ostertagen und am Karfreitag gebetet werden sollte."

     

    Das ist ein Irrtum. Diese Verfügung bezieht sich auf das alte Gebot der Kirche, dass an diesen Tagen keine Privat- oder Gruppenmessen erlaubt sind - diese wären aber nach der Zulassung der alten Liturgie der Regelfall gewesen (die Pfarreien bleiben ja weiter beim neuen Ritus). Es gibt aber Institute in der Kirche, die nur im alten Ritus zelebrieren und die feiern dann natürlich auch die drei Tage im alten Ritus. Und das wohlgemerkt seit 1988 mit der Fürbitte von 1959 - niemanden hat es gekratzt.

     

    Mit der Neuformulierung wollte der Papst nun eigentlich einigen Kritikern entgegenkommen, denn sie ist sprachlich gegenüber jener von 1959 nochmals stark abgemildert.

     

    Die Lefebvre-Gruppierung dagegen hat die neue Fürbitte verworfen und verwendet sie nicht.

  • MH
    Magdalena Herrmann

    Wie stellt sich der Papst das mit dem Ende der "Verblendung" der Juden eigentlich vor? Man stelle sich mal vor, die bekennen sich zu Jesus und werden EVANGELISCH ???

     

    Der will doch bestimmt, daß sich die Juden gleich nach Jesus zur katholischen Kirche bekennen... mit allen Konsequenzen: Marienverehrung, Heiligenverehrung, und das Wort des Heiligen Vaters aus Rom kommt noch vor der Bibel.

     

    Ich kann dazu nur sagen: NEIN! NEIN! NEIN!!

    All das käme einer Aufgabe der jüdischen Identität gleich, um die sie seit mehr als 2000 Jahren hart kämpfen (das ging schon bei der Herrschaft der Griechen in der Antike los.)

     

    Zwar mache ich mich als Christin auch Gedanken, wie die Juden ohne Jesus Christus auskommen können, aber ich glaube, daß sie immer noch Gottes Volk sind, und daß er für sie längst einen Weg gefunden hat.

     

    Was den Papst angeht, sollten sich die Juden der Welt aber nicht so aufregen. Dieser Herr scheint ein Händchen ("Wörtchen") dafür zu haben, Andersgläubigen vor den Kopf zu stoßen. Zuerst waren die Moslems dran, dann die nichtkatholischen Kirchen ("keine richtigen Kirchen"), und nun eben die Juden. Mal sehen, wen er als nächstes angreift.. vielleicht den Dalai Lama?

  • RK
    Rolf Kiessling

    Der Artikel von Ph. Gessler steckt voller Hass. Dass die Kirche, insbesondere die katholische Kirche, und der Papst immer wieder Ziel solcher Hasstiraden werden, wundert mich nicht. Verwunderlich ist hingegen der Anlass. Jetzt wird also ein Gebet, eine Fürbitte zum Anlass genommen, dem Papst ans Zeug zu flicken.

     

    Manche Journalisten betätigen sich als Multiplikatoren, wie jüngst Fr. Maischberger, die glaubte, den Papst mit seinen "Sünden" konfrontieren zu müssen. Die Anwürfe können gar nicht absurd genug sein, Hauptsache, das Ansehen des Papstes oder der Kirche wird beschädigt.

     

    Mit Aufklärung hat das übrigens nichts zu tun, auch wenn sich Papst- und Kirchenkriiker wie H. Gessler dieses gerne anmaßen.

  • BR
    bernhard radloff

    Ich verstehe diese grosse Aufregung nicht: wenn die Juden, Buddisten, Islamisten oder irgendwelche andere Andersglaebigen fuer mich als Christ betten moechten, kann ich mir nur freuen. Lass uns alle miteinander und fureinander betten--Gott versteht alle Sprachen, hoert alle Glaubige!

  • PL
    PISA lässt grüssen

    Ein unverhandelbares Grundrecht ist, für seine Überzeugungen zu werben. Nichts anderes macht Razinger. Und wenn er in Form einer Fürbitte die Hoffnung äußert, dass sich andere seiner Überzeugung anschließen, so ist das selbstverständlich und auch Jedermanns Recht.

     

    Die Diskussion über diese Selbstverständlichkeit ist lächerlich und zeichnet ein trauriges Bild vom intellektuellen Anspruch der taz.

  • G
    Gastone

    Wenn Anhänger einer monotheistischen Religion zu "ihrem" Gott beten, dass er auch denen gegenüber gnädig sein möge, die ihn nicht adäquat(an-)erkennen, so ist das ja wohl schwerlich beleidigend - sondern vielmehr ein Beweis tiefer Zuneigung. Nichts anderes ist hier passiert - es geht, das wird der Vatikan zu betonen ja nicht müde, ausdrücklich nicht um "Judenmission", sondern um die Hoffnung, dass auch das Volk Israel am Jüngsten Tag erlöst werden möge. Oder ist es jetzt auch schon antisemitisch, wenn Christen daran glauben, dass Christus der Erlöser ist..? Übrigens - die "neue" Fürbitte hat der Papst nicht etwa erfunden, sondern aus der Bibel übernommen. Sie stammt von Paulus - einem Juden.

  • A
    Arthos

    Muß eine Relgion die sich ernst nimmt nicht andere Bekenntnisse bestenfalls für defizitär halten? Jetzt ist es also erlaubt -keineswegs vorgeschrieben- für die Juden zu beten, na und? Wo ist das Problem? Wie werden eigentlich Christen in den Texten und Ritualen der Juden beschrieben? Das möchte ich gar nicht so genau wissen. Jedenfalls käme die katholische Kirche sicher nicht im Traum auf die Idee, den Juden in ihre religiösen Angelegenheiten reinreden zu wollen, man kann sich auch vorstellen, was dann los wäre.

  • P
    Peter

    In diesem Artikel ist von der Messe am Karfreitag die Rede... Völlig zu Unrecht, denn die Kirche feiert am Karfreitag weder im ordentlichen noch im außerordentlichen Ritus eine Messe.

    Vielmehr feiert sie am Karfreitag die Liturgie vom Leiden und Sterben Christi, einen Wortgottesdienst mit Kommunionspendung - Ein kleiner Blick hinein in das Messbuch hätte das deutlich gemacht...

     

    "Und so dumm" - Mit diesen Worten wird das Verhalten Roms gekennzeichnet. "Und so dumm" - das passt wohl eher zu diesem Artikel. An einer gut informierten Berichterstattung ist die taz wohl nicht interessiert.... "Und so dumm"...

  • BS
    Berthold Sonnemann

    An diesem neuerlichen beschämenden Antisemitismus des Vatikanstaates ist nicht nur der Oberzölibazist Ratzinger schuld, sondern alle, die ihm gemäß der Schafe-Hirten-Metapher nachlaufen, aber auch der deutsche Staat, der für ihn Mitgliedsbeiträge kassiert. Hoffentlich können wenigstens die von solch antisemitischer Hetze direkt Beleidigten und Betroffenen erfolgreich vor Gericht gegen Ratzinger klagen.

     

    @Martin Börner: Sehr richtig! In der Biologie mag es sachgemäß sein, zwischen gut und böse zu unterscheiden, in dem Sinne, dass das Immunsystem einen Krankheitserreger irgendwie für "böse" hält und vernichtet. Wird solches Gut-Böse-Denken von der Biologie auf die Ethik übertragen, wie dies in Taufritualen explizit geschieht ("Wir widersagen dem Satan", d.h. konzeptive Welteinteilung in Gut und Böse inkl. Mißachtung oder ideologischer Vernichtung alternativer Denkansätze), dann liegt Biologismus vor, wie er auch für den Faschismus, Rassismus und Nationalsozialismus kennzeichnend ist. Es verletzt die Gefühle von Faschismusopfern und Naziopfern, wenn der deutsche Staat auch für die im Grunde biologistische Ideologie von Religionen Mitgliedsbeiträge kassiert.

  • A
    Alster

    Diese religiösen Machenschaften des Papstes gehören ins Mittelalter. Man stelle sich Päpste,

    Kardinäle und Bischöfe mal ohne ihre Kostüme vor.

    Was bliebe denen da anderes als nur fortredend

    Latein rüberzubringen um irgendwie noch myteriös

    zu wirken. Wer an Gott glaubt, der glaubt an Gott

    und nicht an Zeremonien, die dazu auffordern an Gott zu glauben. Will die Kath. Kirche mehr Anhänger, dann sollte sie sich mehr um die Armen

    kümmern.

  • HO
    Horst Ostendorf

    @molinocampo:

     

    Der "göttliche" Auftrag, für unsere "gottgewollte" Vernunftbegabung zur Möglichkeit des Freien Willens, ist sicher nicht beschränkt auf eine "Bewußtseinsentwicklung" im schwachsinnigen Prinzip zum Grundsatz des Wettbewerbs um das "Recht des Stärkeren" - dafür bräuchte es kein Christentum.

     

    Übrigens, und das finde ich auch wieder gut, die sozialistische Idee, die Jesus tatsächlich inspiriert hat, wurde von Juden entwickelt - und es müssen wohl erst wieder Juden kommen, die die spalterischen Fehler erkennen und wirklich neu reformieren, für eine endgültige Fusion zum geistig-heilenden Selbst- und Massenbewußtsein!?

     

    Es war seit jeher den Epigonen vorbehalten, befruchtende Hypothesen des Meisters in starres Dogma zu verwandeln und satte Beruhigung zu finden, wo ein bahnbrechender Geist schöpferische Zweifel empfand. (Rosa Luxemburg)

  • FB
    Florian Biedermann

    Was verstehen wir schon von den Geheimnissen aller Weltreligionen?

    Wir wissen das es sie gibt, aber hundertprozentig genau in all Ihren Details kennen sie nur wenige und diese wenigen schweigen sich über solch ein Thema aus.

    Warum tun diese Menschen das?

    Nunja vielleicht weil sie Angst haben mit Ihrem Wissen einen neuen Kreuzzug ins Leben zu rufen in dem diesmal garantiert eine Religion gewinnen wird.

    Oder sie fürchten die Menschen denen sie möglicherweise ihren Glauben nehmen. Denn Menschen nutzen ihren Glauben als letzten Rückhalt, und wenn man diesen raubt sind die Folgen unabsehbar.

     

    Zitat aus einem Gespräch mit einer Freundin von mir.

     

    Dieses Gespräch ging noch lange so weiter doch das würde nun doch zu weit gehen. Es hat mich sehr zum überlegen gebracht, was die Menschen von Ihrer Religion erwarten und das ist Beständigkeit!

     

    Ich kann mir nicht vorstellen das ein guter Katholik gutheißt das es, in der Geschichte des Christentums, bereits so viele Veränderungen statgefunden haben.

     

    Danke für die Aufmerksamkeit

  • NS
    nur Schall und Rauch!

    Ich sag nur, "der Stellvertreter Gottes auf erden", dass ich nicht lache.

     

    Man erkennt in jeder form seiner Handlungen und Kommentare seine Ex-Mitgliedschaft der "Congregatio Romanae et universalis Inquisitionis". Meiner Ansicht nach währe er auch besser mit seiner verschrobenheit und altertümlichen Weltanschaung, in dieser veralteten "Institution" geblieben.

     

    Wie man ja am aktuellen Weltgeschen sieht, egal ob man nach Israel, Irak oder Afgahnistan schaut, egal ob Christen, Juden oder Mohamedaner, jeder von "denen" fürht ja im Moment seinen neuen modernen Kreuzzug, Relligion ist meiner Meinung nach die Wurzel allen Übels. Sie ist nur ein Instrument den Menschen in Angst und schrecken zu versetzen und Politisch immer ein Instrument gewesen - und so wird es auch immer sein - abartige und perwerse Handlungen zu rechtfertigen.

  • CS
    Christoph Schmidt

    Dumm ist auch der reißerische Titel dieses Artikels. Er schürt wieder einmal Angst vor angeblichem Fundamentalismus.

    Mission hat jedoch nichts mit Fundamentalismus zu tun. Zur Religionsfreiheit, die in unserem Land rechtsverbindliche Form hat, gehört auch das Recht, seine Religion öffentlich zu bekunden und dafür "Werbung zu machen", sprich, eine friedliche Mission zu betreiben.

    Dies gilt also für alle Religionen gleichermaßen und damit logischerweise auch für die Religionen untereinander.

    Ob die Wiederzulassung dieses Gebets ein für den Dialog förderlicher Schritt war, ist eine andere Sache. Grund zur Empörung oder gar Anlass dazu, Worte wir "Fundamentalismus", "Kreuzzug" oder "Antisemitismus" zu benutzen, ist sie auf keinen Fall.

  • OT
    Olaf Texter

    Ein Bravo an unser Kirchenoberhaupt, es wird Zeit daß die Mitleidskundgebungen der jüdischen Gemeinden ein Ende haben, man muß nicht aus jeder Mücke einen Elefanten machen, die Mission ist die grundlegende Aufgabe einer jeden Religion, wann darf man auf dieser Welt den Namen "Jude" mal wieder unvorbelastet in den Mund nehmen, wer bestimmt eigentlich was wir denken?

  • PV
    Philipp v. Studnitz

    Rabbi Neusner verteidigt veränderte katholische Karfreitagsfürbitte für die Juden

     

    WÜRZBURG, 27. Februar 2008 (Die-Tagespost.de/ ZENIT.org).- Rabbi Jacob Neusner, Professor in New York und einem internationalen Publikum bekannt durch die häufige Zitation im Buch ?Jesus von Nazareth? des Papstes, hat Benedikt XVI. gegen Kritik von jüdischer Seite an dessen Änderung der alten Karfreitagsfürbitte für die Juden in Schutz genommen.

     

    Wie er in einem Kommentar für die in Würzburg erscheinende katholische Tageszeitung ?Die Tagespost? (Ausgabe vom Samstag) schrieb, liege die Revision in der Logik des Monotheismus. Auch Israel bete in seinem Gottesdienst täglich dafür, dass Gott die Völker erleuchte und in seinem Reich zusammenführe.

     

    Das katholische Karfreitagsgebet bringe dieselbe großherzige Haltung zum Ausdruck, die für das Gebet des Judentums charakteristisch sei. ?So wenig wie das Christentum und der Islam Anstoß am israelitischen Gebet nehmen, sollte auch das heilige Israel keinen Einwand gegen das katholische Gebet erheben?, so Neusner wörtlich.

     

    Das vatikanische Staatssekretariat hatte am 6. Februar in einer Note bekanntgegeben, dass der Text der Fürbitte für die Juden in der Karfreitagsliturgie nach den Büchern von 1962 durch einen neuen Text zu ersetzen sei.

     

    Der Kommentar im Wortlaut:

     

    Monotheistische Logik

    Von Rabbi Jacob Neusner

     

    Israel betet für die Nichtjuden, also sollten die anderen Monotheisten ? einschließlich der katholischen Kirche ? gleiche Rechte haben, ohne dass jemand sich dadurch verletzt fühlte. Jedes andere Verhalten gegenüber den Nichtjuden würde diesen den Zugang zu dem einen Gott verwehren, den Israel aus der Torah kennt. Das katholische Karfreitagsgebet bringt dieselbe großherzige Geisteshaltung zum Ausdruck, die für das Gebet des Judentums charakteristisch ist. Gottes Reich öffnet seine Tore der gesamten Menschheit, und wenn die Israeliten für das baldige Kommen von Gottes Reich beten, dann bringen sie die gleiche großherzige Geisteshaltung zum Ausdruck, die den Text des Papstes für das Gebet für die Juden ? besser das ?heilige Israel? ? am Karfreitag kennzeichnet. Lassen Sie mich das erklären.

     

    Die Anhaltspunkte für die Theologie des Judentums gegenüber den Nichtjuden möchte ich aus dem normalen Gottesdienst in der Synagoge ableiten, der dreimal am Tag abgehalten wird. Der Text entstammt dem Buch ?The Authorised Daily Prayer Book of the United Hebrew Congregations of the British Empire? (London 1953), dem offiziellen Gebetbuch der Vereinigten Jüdischen Gemeinden des Britischen Königreichs, das die englische Übersetzung eines Gebets für die Bekehrung der Nichtjuden enthält, welches an jedem Tag im Jahr dreimal den öffentlichen Gottesdienst beschließt. Dieser Text ist für alle Gottesdienste des Judentums einheitlich. In ihm dankt das heilige Volk Israel (nicht zu verwechseln mit dem Staat Israel) Gott dafür, dass er Israel von anderen Völkern unterscheidet. Im Gebet bittet das heilige Israel darum, dass die Welt vervollkommnet wird, wenn die gesamte Menschheit den Namen Gottes anruft und weiß, dass jeder vor Gott sein Knie beugen muss.

     

    Das Gebet ?An uns ist es, den Herrn aller Dinge zu preisen? dankt Gott dafür, dass er Israel von anderen Völkern der Welt unterscheidet. Israel hat sein eigenes ?Schicksal?, das darin besteht, sich von den anderen Völkern zu unterscheiden. Gott wird darum gebeten, ?die Erde von den Gräueln zu befreien, wenn die Welt unter der Herrschaft des Allmächtigen vervollkommnet sein wird?. Dieses Gebet für die Bekehrung ?aller Gottlosen auf der Erde?, die ?alle Bewohner der Erde? sind, wird im normalen Judentum nicht einmal im Jahr, sondern jeden Tag gesprochen. Es findet seine Entsprechung in der Passage des Gebets der achtzehn Benediktionen, in der Gott gebeten wird, ?die Herrschaft des Hochmuts? zu unterbinden. Wir könnten sagen, dass im normalen Judentum zu Gott gebetet wird, er möge die Völker erleuchten und seinem Reich zuführen. Als ob diese Hoffnung unterstrichen werden sollte, folgt dem Gebet ?An uns ist es? das Kaddisch: ?Sein Reich erstehe in eurem Leben in euren Tagen und im Leben des ganzen Hauses Israel, schnell und in nächster Zeit?.

     

    Ich kann nicht erkennen, wie diese Gebete sich in ihrer Geisteshaltung oder in ihrer Absicht von dem in der Diskussion stehenden Gebet unterscheiden. Diese Abschnitte aus den normalen, täglichen Gottesdiensten des Judentums lassen keinen Zweifel daran, dass das heilige Israel, wenn es sich zum Gebet versammelt, Gott darum bittet, die Herzen der Nichtjuden zu erleuchten. Die eschatologische Sicht findet Nahrung bei den Propheten und ihrer Vorstellung von einer einzigen und vereinten Menschheit und umgreift die gesamte Menschheit in einer offenen Geisteshaltung.

     

    Die Verurteilung der Götzenverehrung bietet dem Christentum oder dem Islam, die schweigend übergangen werden, keinen großen Trost. Die Gebete flehen zu Gott, er möge das Kommen seines Reiches schnell herbeiführen. Sie bilden das Gegenstück zu dem Gebet, welches darum bittet, ?dass beim Eintritt der Fülle der Völker in Deine Kirche ganz Israel gerettet wird?.

     

    Die bekehrenden Gebete des Judentums und des Christentums haben ein gemeinsames eschatologisches Zentrum und wollen allen Völkern die Tür zum Heil offen halten. So wenig wie das Christentum und der Islam Anstoß am israelitischen Gebet nehmen, sollte auch das heilige Israel keinen Einwand gegen das katholische Gebet erheben. Beide Gebete, sowohl das ?An uns ist es? als ?Lasst uns auch beten für die Juden?, erfassen die Logik des Monotheismus und seine eschatologische Hoffnung.

     

    Der Autor ist Professor für Geschichte und Theologie des Judentums am Bard College in New York und Verfasser des Buches ?Ein Rabbi spricht mit Jesus?, auf das Papst Benedikt XVI. in seinem Jesus-Buch häufig Bezug genommen hat.

     

    [Übersetzung aus dem Englischen von Claudia Reimüller; © Die Tagespost vom 23. Februar 2008]

  • M
    molinocampo

    Jaja, jetzt können die Katholikenhasser wieder vom Leder ziehen - macht ja nix, wenn man von nix ne Ahnung hat....

     

    Da, wie Kommentator 1 schon anmerkte, in der katholischen (wie auch den evangelischen) Kirche der Missionsgedanke grundsätzlich als göttlicher Auftrag gilt, gilt dieser natürlich auch für Juden - so what??

     

    Die ersten Christen waren schließlich auch Juden (in eigenem, wie Fremdverständnis).

     

    Dafür braucht man sich seitens der unwissenden Linken nun wieder keinen Begriff von den Unterschieden zwischen friedlicher Mission und Zwangsbekehrung durch Gewalt (im Islam übrigens vollkommen in Ordnung, auch wenn dort als erste Option die argumentative Überzeugung genannt wird)....

     

    Keine Ahnung auch von dem ebenfalls in der Osterliturgie schon vor Jahren eingeführten besonderen Schuldbekenntnis der deutschen Katholiken gegenüber den Juden (durch den Holocaust) - wie gesagt: Wissen ist Macht - Wissen nix = macht nix

  • F
    Ficino

    Rabbi Neusner hat in der "Tagespost" zur Sache bereits alles Notwendige gesagt. Ein paar Köter kleffen, aber die Karawane - d. i. die heilige römische Kirche - zieht weiter.

    Übrigens: In der erneuerten Liturgie von 1970 wird am 1. Januar das reichlich merkwürdige "Hochfest der Gottesmutter Maria" gefeiert, merkwürdig weil es jede Menge andere Marienfeste mit genauer bestimmtem Inhalt gibt.

    Dagegen wird im von B16 nunmehr vollständig wieder freigegebenen usus antiquior - zu dessen Anhängern ich übrigens nicht zähle - am 1. Januar natürlich weiterhin das Fest der Beschneidung des Herrn gefeiert. Traditionellen Katholiken der sogenannten "vorkonzialren" musste man niemals erklären, dass Jesus selbstverständlich ein Jude war, und traditionsverbundenen Katholiken heute auch nicht.

    Die interessante Frage: Welcher der Riten - der klassische oder der erneuerte von Paul VI. - ist da eigentlich "antisemitisch"...

  • FB
    Felix Busch

    Selten einen so schlechten Artikel gelesen - sprachlich und stilistisch katastrophal, sich umständlich windend und noch dazu mies recherchiert. Das ist wirklich nicht Ihr Niveau - schade, dass in Ihrem Team ein solcher Schreiber sitzt.

     

    Übrigens werden am Karfreitag üblicherweise überhaupt keine Messen gefeiert, lediglich Wortgottesdienste. Wer meint, über liturgische Details schreiben zu können, sollte sich auch mal informieren.

  • HO
    Horst Ostendorf

    Wenn der Papst sich und das "Christentum" zu dem bekennen würde was Jesus tatsächlich wollte, dann würde ich nicht nur in die Kirche gehen, ich würde auch zum Katholiken werden.

     

    Aber weil das gesamte "Christentum" in systemrational-gebildeter Suppenkaspermentalität lieber nur die zeitgeistliche Sündenbocksuche im menschenUNwürdigen Wettbewerb um ... und gegen die eindeutige Wahrheit betreibt, und dabei ziemlich offensichtlich nur ein stumpf- wie wahnsinniger Ableger des Judentums ist, wird sich der Papst sicher hüten im Beispiel des Jesus gegen den Strom zu schwimmen / kommunizieren!?

     

    Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. (Johannes 4, 24)

  • PM
    Pas Materski

    In den Usa gab es diese Debatte schon,

    angestossen von Anne Coulter und durch die Newskanäle breitgetreten.

    Befeuert wurde das durch conservative thinktanks und reaktionäre aller Medien.

    Ich glaube damals gab es eine Welle der Empörung, da Coulter bei ihrer Einstellung zu bleiben pflegt.

    Seht selbst.!

  • ID
    Ich denke

    Aus der Sicht eines orthodoxen Juden ist jeder Christ ein Häretiker - denn er behauptet Jesus sei der Sohn Gottes, der Messias.

    So einfach - und so dumm.

     

    Aus der Sicht des orthodoxen Islam sind Judentum und Christentum zwar Religionen des Buchs, aber sind in die Irre gelaufen.

    So einfach - und so dumm.

     

    Was soll der Quark. Gut, Ratzinger spricht mit der Judenmission ein Thema an, dass die Christen schon seit Jahrhunderten beschäftigt und es durchaus gute Argumente für beide Positionen gibt. Aber ihn dafür zu schimpfen, dass er seine Religion ernst nimmt, das finde ich seltsam. Zumal er bewusst die alte Formulierung ausgelassen hat.

    Es bleibt übrigens - Judenmission hin oder her - auch vom christlichen Glauben aus bestehen: Das Volk Israel ist Gottes auserwähltes Volk (auch wenn sie sich, grade im Konflikt mit den Palästinensern nicht so benehmen!).

  • F
    Fritzchen

    Mir ist zwar verständlich, dass jüdische Geistliche Dialogforen mit den Katholiken absagen - nur erfüllen sie damit vielleicht nicht den insgeheimen Wunsch katholischer Fundamentalisten?

  • MB
    Martin Börner

    Die Katholische Kirche war faschistisch, ist faschistisch und wird immer faschistisch sein. Das ist ihr systemimmanent und tausendfach belegt.

    Anstatt im Einzelnen auf obskure Rituale dieses Großkonzerns einzugehen, würde ich mir wünschen, dass wenigstens die taz etwas zur dringend notwendigen Säkularisierung Deutschlands beiträgt.

    Ernsthaft über lächerliche Zwangshandlungen wie "Karfreitagsfürbitte" zu berichten, stärkt doch nur den abwegigen Gedanken, dass es im Monotheismus um etwas anderes gehen könnte als ohne jeglichen Einfluss von Moral und Sittlichkeit Macht, Wohl und Vermögen zu steigern.

  • EF
    Error Flynn

    So ist er nun mal, unser Benedikt. Unfehlbar. Unfehlbar dumm!

  • NB
    Norbert Bauer

    Lieber Herr Gessler. Mit allen Ihren Worten stimme ich überein.

    Nur nicht mit der Überschrift und ich bin mir nicht sicher, ob Sie mit dieser reißerischen Überschrift den Punkt treffen.

    Mit freundlichen Grüßen aus Köln norbert Bauer

  • KK
    K. Krams

    Ja, der aktuelle Papst IST auf Kreuzzug. Das zeigte auch eine seiner Reden in Regensburg. Nicht die über Mohammed, die soviel Aufsehen erregte. Die andere ist zumindest genauso interessant. Darin enthüllt er nämlich, dass er die Welt und das Denken der Menschen gerne vor die Aufklärung zurückdrehen würde.Leider blieb hierzu die angebrachte Aufmerksamkeit und Empörung aus.

  • D
    diddeli

    Ist Ratzinger schon senil?

    Anders ist dieses peinliche Verhalten doch gar nicht mehr zu erklären.

    Die Reaktionen auf das Gebet waren vorherzusehen!

  • TK
    Thomas Kovács

    Der verehrte Autor irrt wenn er schreibt daß im Motu proprio eine Einschränkung für die Karliturgie verordnet wurde die vom Autor gemeinte Bestimung

    behandelt Messen die privat vom Priester gefeiert werden d.h. ohne volk solche Messen sind von Gründonnerstag bis Karsamstag auch nach dem Meßbuch von 1970 nicht möglich

    hier die Entsprechende Bestimmung:

    Zitat:

    Art. 2. In Messen, die ohne Volk gefeiert werden, kann jeder katholische Priester des lateinischen Ritus ? sei er Weltpriester oder Ordenspriester ? entweder das vom seligen Papst Johannes XXIII. im Jahr 1962 herausgegebene Römische Messbuch gebrauchen oder das von Papst Paul VI. im Jahr 1970 promulgierte, und zwar an jedem Tag mit Ausnahme des Tri-duum Sacrum. Für eine solche Feier nach dem einen oder dem anderen Messbuch benötigt der Priester keine Erlaubnis, weder vom Apostolischen Stuhl noch von seinem Ordinarius. Zitat Ende

     

    Im übrigen wurde die alte Form des Karfreitagsgottesdienstes mit päpstlicher Erlaubnis seit 1988 in Deutschland und Österreich wieder gefeiert es ist nur niemand aufgefallen

    Thomas Kovacs

    Wien

  • A
    Arminius

    Die Mission gehört zu den Kernaufgaben der katholischen Kirche und auch die Juden haben das Recht, daß ihnen das Evangelium verkündet wird.