Ackermanns Ruf nach dem Staat: "Banker sind wie kleine Kinder"

Ackermann erntet heftige Kritik für seine Äußerung, die Selbstheilungskräfte des Marktes funktionierten nicht mehr. Nun rudert er zurück.

Als Deutsche-Bank-Chef sollte man besser nicht das System in Frage stellen. Bild: dpa

BERLIN dpa/afp/taz Der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, will es nicht so gemeint haben. Sein Statement, er glaube nicht mehr an die Selbstheilungskräfte des Marktes, sei missverstanden worden. Er habe nicht die "geringsten Zweifel an der Stabilität des amerikanischen und des internationalen Bankensystems" und bedauere, dass er eine "Systemdiskussion zur Rolle des Staates" ausgelöst habe.

Damit relativierte Ackermann seine Äußerungen, nachdem am Mittwoch teils erhebliche Kritik an seiner Forderung nach staatlicher Hilfe für die Banken laut wurde. Auch ein Telefongespräch mit Bundesbankpräsident Axel Weber scheint die Kehrwende Ackermanns mitbegründet zu haben. Weber trat der Forderung nach einer konzertierten Aktion von Regierungen, Notenbanken und Marktteilnehmern vehement entgegen. Bei der Lösung der Schwierigkeiten seien zunächst die Banken selbst gefordert, sagte Weber.

Die Deutsche Bank habe jahrelang vom Börsenboom profitiert und Rekordgewinne verbucht, sagte Thomas Straubhaar, Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitutes. Jetzt, wo es abwärts gehe, werde nach dem Staat gerufen. Straubhaar hält dies für schreiend ungerecht. Sein Institut senkt die Wachstumsprognose für 2008 auf 1,5 Prozent senken. "Unsere ursprüngliche Annahme von 1,7 Prozent Plus ist nicht mehr zu halten", sagte Straubhaar.

Ungewöhnlich deutliche Kritik an Ackermann kam auch von Heiner Flassbeck, Chefökonom der Welthandels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD). "Banker wie Josef Ackermann sind wie kleine Kinder: Sie spielen mit dem Ball an der Klippe und schreien nach Papa Staat, wenn der Ball über die Klippe gesprungen ist", sagte Flassbeck.

Auch die FDP sparte nicht mit Kritik. Vize-Fraktionschef Rainer Brüderle sagte, "die Banken dürfen es sich nicht zu einfach machen und in der Krise nach dem Steuerzahler rufen". Er sieht den Staat aber in der Pflicht für mehr Transparenz auf den Finanzmärkten zu sorgen, dafür sei jedoch ein international koordiniertes Vorgehen nötig.

Bundesbank-Vorstandsmitglied Edgar Meister schätzt hingegen die Lage ähnlich ein wie Ackermann. Die Krise sei "mittlerweile irrational". In diesem Fall versagten in der Regel die Kräfte des Marktes. Er schlug einen Fonds zur Übertragung der von Hypothekenrisiken vor. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass "wir eine internationale Krise haben, die Ausmaße annehmen kann, die sich niemand wünscht, sagte Meister.

Auch Uwe Foullong "begrüßt den Ruf Josef Ackermanns nach staatlicher Ordnungshilfe". Das Mitglied des Verdi-Bundesvorstandes hält eine Regulierung der Finanzmärkte für dringend erforderlich. Wichtig sei insbesondere die Schaffung einer internationalen öffentlichen Ratingagentur, die unabhängig von privaten Finanzmarktakteuren Risiken objektiv einschätzen könne, so Foullong.

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