Demonstrationsverbot in Nepal: Neue Opfer bei Tibet-Protesten

Chinesische Sicherheitskräfte gehen erneut gegen tibetische Protestierende vor. Auch in Nepals Hauptstadt wird eine Demonstration mit Tränengas und Schlagstöcken aufgelöst.

Protestaktionen in Katmandu werden von der Polizei mit Gewalt beendet. Bild: ap

PEKING taz Bei ihrem Versuch, die Proteste in und um Tibet einzudämmen steht China nicht mehr allein da. Bislang konnten Aktivisten im Ausland frei demonstrieren. In Nepal ist es damit vorbei. Proteste tibetischer Sympathisanten gegen die chinesische Regierung würden nicht mehr erlaubt, sagte ein Sprecher des nepalesischen Außenministeriums am Dienstag. Eine Demonstration von rund 150 Menschen vor dem Visabüro der chinesischen Botschaft in Katmandu löste die Polizei gewaltsam auf. Dabei setzen die nepalesischen Sicherheitsbehörden Tränengas und Schlagstöcke ein. Sie verhaftete nach eigenen Angaben 71 Demonstranten.

Bereits am Montag hatten die lokalen Behörden mehr als 400 Protestierende festgenommen. Die Vereinten Nationen kritisierten Katmandu wegen unrechtmäßiger Festnahmen und Gewaltanwendung.

Auch chinesische Behörden gingen erneut gegen tibetische Demonstranten vor. Am Montag feuerte die bewaffnete Militärpolizei in eine Menge von rund 200 Tibetern im Kreis Gardze in der westchinesischen Provinz Sichuan. Die Sicherheitsbehörden wollten den friedlichen Protestzug auflösen. Die Demonstranten waren mit Sprüchen wie "Lang lebe der Dalai Lama" und "Freiheit für Tibet" vor die lokalen Regierungsbehörden gezogen. China spricht von zwei Toten, darunter ein Polizist. Laut exiltibetischen Organisationen starb ein Mönch, ein weiterer wurde schwer verletzt.

Bei den Tibet-Protesten sieht sich China weiter nicht auf einer Linie mit dem Ausland. Internationale Vermittlungsversuche lehnt Peking ab. Dies sei eine innere Angelegenheit Chinas, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Qin Gang, am Dienstag. Sowohl das Internationale Olympische Komitee als auch Frankreich und Großbritannien hatten diplomatische Hilfe angeboten. Die Ankündigungen des Dalai Lama, durch seinen Rücktritt den Konflikt zu deeskalieren, ignoriert China. Und die Proteste der Organisation Reporter ohne Grenzen während der Entzündung des olympischen Feuers in Athen wies der Sprecher des Außenministeriums als "schändlich zurück". Nicht China müsse sich schämen, sondern die Aktivisten.

Das gilt aus chinesischer Sicht auch für die westliche Berichterstattung. Bereits am Wochenende hatten Chinas Medien falsche Überschriften und nicht passende Fotos unter anderem der deutschen Sender n-tv und RTL aufgedeckt. Die Sender hatten Berichte über die Proteste in Tibet mit Fotos aus Nepal illustriert. Die Erklärung der deutschen Medien über Fehler in ihrer Tibet-Berichterstattung verbreiteten nicht nur offizielle Webseiten. Auch Chinas Blogger feierten es als einen Sieg in ihren Bemühungen gegen "unfaire Berichterstattung". Unter www.anti-cnn.com hat der Blogger Rao Jin minutiös Fehler der westlichen Medien aufgelistet.

Auch chinesische Studenten im Ausland wollen Peking bei der öffentlichen Kampagne gegen die Tibet-Proteste helfen. Das harte Vorgehen Chinas gegen die Aktivisten hatte Surfer auf auslandschinesischen Webforen als notwendig gelobt. Nun verbreitet sich die Initiative eines in Toronto lebenden Chinesen mit dem Pseudonym "Schwarz-Weiß" im chinesischsprachigen Internet. Für den 29. März ruft der Student zu einer "Friedensversammlung zur Bewahrung der Wahrheit über Tibet und dem Schutz der nationalen Einheit" in der kanadischen Hauptstadt auf. Die Erlaubnis haben die Behörden erteilt. Um diese habe er kämpfen müssen, so "Schwarz-Weiß" gegenüber der chinesischen Zeitung Global Times. Proteste tibetischer Aktivisten würden sofort genehmigt.

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