Jutta Limbach verlässt das Goethe-Institut: Präsidentin der deutschen Sprache

Jutta Limbach übergibt ihr Amt als Präsidentin des Goethe-Instituts an ihren Nachfolger Klaus-Dieter Lehmann. Ein paar Abschiedsworte.

Ihre Urgroßmutter schlich sich, als Mann verkleidet, in politische Versammlungen - das hat sie nicht mehr nötig. Bild: dpa

Komisch. Immer wenn sie ein wichtiges Amt übernahm, gab es besonders viel zu tun. 1989 wurde Jutta Limbach für die SPD Justizsenatorin ihrer Heimatstadt Berlin. Schon kam der Trubel der deutschen Einheit. Die studierte Juristin, die eigentlich Journalistin werden wollte, ließ DDR-Richter überprüfen und drang, wenn auch vergeblich, auf eine gesamtdeutsche Verfassung. Nebenbei löste sie noch die Politische Abteilung der Berliner Staatsanwaltschaft auf. Dann, 1994, kam sie zum Bundesverfassungsgericht und wurde gleich als erste Frau überhaupt zu dessen Präsidentin ernannt. Kruzifix-Urteil sowie Entscheidungen zu Asylrecht und zu Rechtschreibreform fielen in diese Zeit.

Und falls die 1934 Geborene gedacht haben sollte, mit ihrem nächsten Amt ihr Wirken ruhig ausklingen lassen zu können, dann hat sie sich getäuscht. 2002, als sie aus Altersgründen aus dem Verfassungsgericht ausscheiden musste, wurde sie schon wieder Präsidentin, diesmal des Goethe-Instituts - mitten in einer Zeit, als sich der weltweit agierende Kulturvermittlungstanker in einer tief greifenden Strukturkrise wiederfand. Die Aufgabenfelder mussten neu definiert, Gelder mussten umverteilt, das Verhältnis zur deutschen Außenpolitik musste auf eine neue Basis gestellt werden. Das alles hat das Institut unter ihrer Präsidentschaft gut hingekriegt. Heute kann sie es einigermaßen besenrein an ihren Nachfolger Klaus-Dieter Lehmann übergeben.

Mit alledem hat Jutta Limbach eine Karriere hingelegt, die es in sich hat - und sich gut an die Vorgaben ihrer Familiengeschichte fügt. Ihre Urgroßmutter soll sich als Mann verkleidet in politische Versammlungen geschlichen haben, ihre Großmutter saß in der Weimarer Nationalversammlung, und ihr Vater war nach dem Zweiten Weltkrieg SPD-Bürgermeister in Berlin-Pankow - ihm hat sich Jutta Limbach, wie sie einmal sagte, sehr nah gefühlt: "In Sachen Optimismus bin ich meines Vaters Tochter."

Nach außen hin auffällig wurde Jutta Limbach während ihrer Goethe-Zeit vor allem durch ihr Engagement für die deutsche Sprache. Nicht nur, dass sie den Deutschen Sprachrat mitgründete und ein Buch mit dem Titel "Hat die deutsche Sprache Zukunft?" schrieb. In den vielen Grußworten und Eröffnungsansprachen, die sie zuletzt halten musste, konnte sie selbst aus den gefürchteten protokollarischen Begrüßungsritualen etwas Eigenes machen. Und wenn sie mit ihrer dunklen, rauchigen Stimme auch nur während einer Tagung zum Büfett rief, wurde jedes einzelne Wort mit großem Gerechtigkeitsanspruch betont und mit ebenso großer Verve ausgekostet. Freude am Sprechen hält offenbar fit.

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