Indisch-afrikanisches Gipfeltreffen: Indien drängt nach Afrika

Beim ersten Indisch-Afrikanischen Gipfeltreffen werden wirtschaftliche Kooperationen diskutiert. Indien tritt damit in einen Wettstreit mit China um Märkte und Rohstoffe in Afrika.

"Für eine gleichberechtigtere Weltwirtschaft und Politik" Tansanias Präsident Kikwete und Indiens Premier Singh in Neu Delhi. Bild: rtr

NEU DELHI taz Lange hat Indien dabei zugesehen, wie sich Konkurrent China in Afrika Absatzmärkte und Rohstoffe gesichert hat. Nun hat das energiehungrige südasiatische Land die Initiative ergriffen: Beim ersten Indisch-Afrikanischen Gipfeltreffen in der indischen Hauptstadt Neu Delhi, das am Mittwoch endete, unterzeichnete Indien mit zahlreichen afrikanischen Staaten Abkommen. Damit folgte Delhi dem Beispiel Pekings: China hatte bereits 2006 eine große Afrika-Konferenz abgehalten.

Indiens Premier Manmohan Singh sagte, Indien werde stark in Entwicklungsprojekte in Afrika investieren, um die wirtschaftlichen Beziehungen zu stärken. Sein Land werde dafür eine halbe Milliarde US-Dollar zur Verfügung stellen. Außerdem werde Indien seine Importzölle für Produkte aus den ärmsten Ländern der Welt senken, von denen viele in Afrika liegen. Damit deutete er Indiens Bemühungen für eine Neuordnung der Welthandelsbeziehungen an, wie sie Delhi seit Jahren in der festgefahrenen Doha-Runde der Welthandelsorganisation fordert.

"Niemand versteht die zwingende Notwendigkeit besser als Indien und Afrika, dass weltweite Institutionen auf aktuelle Gegebenheiten eingehen und für eine gleichberechtigtere Weltwirtschaft und Politik eintreten", sagt Singh am Rand des Treffens.

An dem zweitägigen Gipfel nahmen 14 afrikanische Staats- und Regierungschefs teil, unter ihnen Südafrikas Präsident Tabo Mbeki, Ugandas Präsident Yoweri Museveni und Äthiopiens Premier Meles Zenawi. Mbeki sagt bei dem Treffen, Indien und Afrika teilten zahlreiche Probleme: "Wir haben beide dieselben Feinde: Armut und Unterentwicklung."

Indien sah sich zum Handeln gezwungen, denn Peking ist bereits seit Jahren in Afrika aktiv und investiert dort auch in Bürgerkriegsregionen wie dem Kongo, scheut sich aber auch nicht davor, Geschäfte mit international kritisierten Regimen wie dem des Sudan zu machen. In letzter Zeit geht China verstärkt auf afrikanische Commonwealth-Staaten zu, zu denen Indien eigentlich gute Beziehungen unterhält. Der Handel zwischen Indien und den afrikanischen Staaten hat sich in den vergangenen fünf Jahren zwar auf 25 Milliarden US-Dollar verfünffacht; dennoch beträgt er gerade einmal die Hälfte des chinesisch-afrikanischen Handelsvolumens. Bei Bieterschlachten um unerschlossene Ölfelder waren indische Konzerne wiederholt chinesischen Unternehmen unterlegen.

Doch neben den begehrten Rohstoffen bieten sich in Afrika für Indien auch lukrative Absatzmärkte. Eigenentwicklungen indischer Konzerne in den Bereichen Telekommunikation, Informationstechnologie und Landwirtschaft könnten ohne größere Umstellungen in Afrika eingesetzt werden. Indien hat bereits mehrere afrikanische Staaten mit preiswerter Internet-Technologie ausgestattet. Im riesigen Markt der Pharma-Generika ist Afrika bereits einer der größten Abnehmer indischer Produkte. Auch die bahnbrechende Entwicklung des indischen Automobile- und Nutzfahrzeugherstellers Tata Motors, das 2000-Euro-Auto Tata Nano, könnte in Afrika reißenden Absatz finden.

Mit dem Vorstoß in Richtung Afrika begegnet Indien aber auch der immer stärkeren Präsenz Chinas in der gesamten Region. In Pakistan errichten chinesische Konzerne einen großen Güterumschlagshafen, in dem China Kriegsschiffe stationieren könnte. Daher sorgt sich Delhi besonders um die Ostküste Afrikas, die Indien seit jeher als Teil seines strategischen Raums betrachtet.

Somit sind nun die afrikanischen Staaten, die während des Kalten Krieges von den Supermächten USA und Sowjetunion umworben wurden, in den Fokus der nachrückenden wirtschaftlichen Supermächte Indien und China gerückt.

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