die wahrheit: Wer hustet, hat schon verloren

Trotz Wirtschaftswachstum und Modernisierung - Irland ist in vieler Hinsicht eine Bananenrepublik geblieben.

Viele irische Politiker haben nur deshalb keinen anständigen Beruf ergriffen, weil sie ihr Einkommen mit Bestechungsgeldern aufbessern und bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen obendrein die Großfamilie finanziell absichern können. Und in keinem Land Europas können Unternehmer ihre Profitsucht so hemmungslos ausleben wie auf der Grünen Insel. So hat zum Beispiel die städtische Müllabfuhr in Dublin voriges Jahr die Gebühr still und heimlich um ein Viertel erhöht.

An der Spitze der Tabelle der unverschämtesten Unternehmen liegt Eircom. Die Telefongesellschaft, die 1999 privatisiert wurde, war bis vorigen Sommer die teuerste in Europa. Das reichte den Geldsäcken jedoch nicht, und so erhöhten sie flugs die Grundgebühr. Nun ist Eircom die teuerste Telefongesellschaft der Welt. Und die inkompetenteste. Um den Profit nicht durch irgendwelchen Schickschnack zu beeinträchtigen, hat man den Service komplett gestrichen.

Meine Telefonleitung gab vor zwei Wochen den Geist auf. In der Störungsstelle sitzt kein Mensch, sondern ein Computer, der mit einem Spracherkennungssystem ausgerüstet ist. Ob ich von meinem eigenen Telefon aus anrufe? Aha, eine Fangfrage, aber ich falle nicht darauf herein. Dann erklärt er mir, dass ein Sturm die Leitungen beschädigt habe. Aber sie verlaufen doch unterirdisch, wende ich ein, was den Computer ärgert, so dass er auflegt. Beim nächsten Versuch reiße ich mich zusammen und rede nicht dazwischen. Die Reparaturarbeiten werden vier Tage dauern, erklärt er mir.

Nach fünf Tagen ist die Leitung immer noch tot. Ich rufe erneut den Blecheimer an, muss jedoch husten, woraufhin er das Gespräch beendet. Nach einem Gläschen Hustensaft geht es mir besser. Das garstige Gerät verrät, dass die Reparatur vier Tage dauern werde. Ich muss mit einer richtigen Person sprechen.

In der irrigen Annahme, dass er mich mit jemandem verbinden werde, wenn er mich nicht versteht, schreie ich mehrmals "Fuck you", als sich der Computer meldet, doch er beginnt, Eircom zu preisen. Er ist durch nichts zu bremsen. Als er fertig ist, legt er auf. Es ist wohl die Rache der Programmierer, die den Fuck-you-Trick kennen.

Bei meiner nächsten Anfrage schnauzt mich die kundenhassende Kiste an, dass ich für diese Nummer bereits eine Störung gemeldet habe, und legt auf. Er ist anscheinend nachtragend, ich werde mich entschuldigen müssen. Und siehe da - er nimmt meine Entschuldigung offenbar an und stellt mich zu einer Beatrice durch. Am Montag werde mein Telefon wieder funktionieren, verspricht sie. Das war vorigen Montag. Beatrice hat gelogen.

Schlimmer ist, dass wegen der Störung das Internet nur sporadisch funktioniert. So gingen mir 80 Euro durch die Lappen, weil die Verbindung zusammenbrach, als ich am vorvergangenen Wochenende auf einen Geheimtipp beim Grand National wetten wollte. Von Eircom gab es bis heute kein Lebenszeichen, und vom Telefon erst recht nicht. Nur mein neuer Freund, der Computer, behauptet unverdrossen, dass der Schaden in vier Tagen behoben sein werde.

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kari

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