Neue Anwaltsserie mit Glenn Close: Undurchschaubar und fies

Mit einer neuen US-Serie will Kabel1 sein Image aufpolieren. Das könnte klappen: Damages ist düster, spannend - und Glenn Close spielt eine böse Staranwältin.

Angst? Bild: ap

Vor Patricia C. Hewes hat selbst Glenn Close Angst, hat sie in einem Interview gesagt. PR-technisch eine tadellose Aussage. Das ist schließlich das, was Patty so interessant macht - dass sie Angst macht. "Wenn du ein Mann wärst, würde ich dir die Fresse einschlagen", sagt einmal ein Anwalt der Gegenseite zu ihr, als sie ihm gerade trickreich 150 Millionen US-Dollar aus den Rippen geschnitten hat. Ihre Antwort: "Wenn du ein Mann wärst, würde mir das Sorgen machen."

Patty Hewes (Closes zweite Serienrolle) ist in Damages eine mit einem sensiblen psychologischen Seismographen ausgestattete Staranwältin, und zudem: kalt, durchtrieben, maßlos. Ob sie für ihre Mandanten arbeite oder ihre Gegner vernichten wolle, wird sie einmal gefragt. Sie sagt: "Beides." Und ihr Gegenüber: "Sie sind eine gottverdammte Lügnerin." Patty will ihre Gegner vernichten. Nur das.

In der ersten, 13 Folgen umfassenden, Staffel von nun an in Doppelfolgen montags bei Kabel1 zu sehen, ist ihr Gegner Arthur Frobisher (Ted Danson), ein etwas zu stark überzeichnetes, Milliarden schweres Unternehmerschwein. Ellen Parsons (Rose Byrne), Pattys Angestellte, scheint die Dumme zu sein, auf deren Rücken Patty den Kampf austrägt. Wenn man Ellen gleich in der ersten Szene kaum bekleidet und blutverschmiert durch die Straßen rennen sieht, dann dauert es nicht lange, bis man ahnt, dass Patty - womöglich - etwas damit zu tun haben

könnte. Patty treibt ein doppeltes Spiel mit ihr, wie mit vielen, und geht dabei sprichwörtlich über Leichen. Man würde Patty also gerne für einen einfach nur bösen Menschen halten. Nur: Der Star der Serie ist die Undurchschaubarkeit jeder Handlung. Patty mag skrupellos sein, ihre Motive unbekannt - ihre Ziele sind doch nachvollziehbar. Sie benutzt Menschen. Die werden gewarnt. Und trotzdem von ihr angezogen. Damages handelt, abgesehen von Macht und Machterhalt, auch vom menschlichen Abgrund. Und die Frage ist: Wer mag es sein, der die anderen bereitwillig hinunter schubst? Und wer wartet schon unten?

Wer also beim Wort "Anwaltsserie" noch an die melokomödiantische Ally McBeal denkt, ist hier auf der völlig falschen Fährte. Im direkten Vergleich betrachtet war Ally McBeal Taschendiebstahl - Patty ist Serienmord. Nur eines haben die Serien gemeinsam: Ally McBeal grundierte vor knapp zehn Jahren das Wachstum von Vox. Damages soll nun Kabel1 - derzeit steht der Sender hinter Vox und knapp hinter RTL2 - helfen aufzuschließen. 2007 hat man den Grundstein gelegt, es war das beste Jahr der Sendergeschichte. 2008 nun sollen, auch dadurch, dass Serien wie Damages nicht automatisch zu ProSieben oder Sat.1, den größeren Sendern der Familie, wandern, die Jungen verstärkt gebunden werden.

Das könnte gelingen: Die 2008 Golden-Globe-prämierte Thrillerserie aus der Schmiede der Sopranos-Macher ist gemacht für alle, die sich mit dem unterkomplexen Medium Fernsehen oft langweilen. Es könnte aber auch misslingen: Damages ist ein bisweilen auch strapaziöses Puzzlespiel.

Damages: Kabel 1, Montag, 21.10 Uhr

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