US-Militär lässt Deutsch-Afghanen frei: Zur falschen Zeit am falschen Ort

Nach fünfmonatiger Haft lässt das US-Militär in Afghanistan einen Deutschen frei. Er war in einem Supermarkt auf dem Armeegelände festgenommen worden.

Hier konnte Gholam Ghaus nicht mehr einkaufen, denn er saß nebenan im Gefängnis: Burger King Filiale im US-Stützpunkt in Bagram. Bild: dpa

BERLIN ap Der monatelang inhaftierte Deutsch-Afghane Gholam Ghaus Z. ist am Wochenende von der US-Armee aus ihrem Stützpunkt Bagram freigelassen worden. Der 41-Jährige aus Wuppertal landete am Samstagabend wieder in der Bundesrepublik, wie das Auswärtige Amt berichtete. "Die Bundesregierung hat sich intensiv um die Freilassung bemüht und konnte eine Einigung mit der Regierung der Vereinigten Staaten erreichen", sagte ein Sprecher.

Der Deutsche afghanischer Herkunft war am 4. Januar von Soldaten festgenommen worden, nachdem er offenbar ohne Schwierigkeiten in den Supermarkt des "Camp Phoenix" an der Jalalabad Road im Osten der Hauptstadt gelangt war. Die US-Armee verdächtigte den Deutschen, der sich zu Verwandtenbesuchen in Afghanistan aufhielt, er habe Sicherheitseinrichtungen der Basis für einen möglichen Anschlag ausspioniert. Deshalb wurde er in ein Hochsicherheitsgefängnis der US-Basis Bagram im Norden Kabuls gebracht.

Der Freilassung waren monatelange diplomatische Bemühungen der Botschaft und des Auswärtigen Amts in Berlin vorausgegangen. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bemühte sich mehrfach im Kontakt mit seiner amerikanischen Kollegin Condoleezza Rice um Z.s Freilassung.

Einer früheren Spiegel-Meldung zufolge wurde Z. in Haft auch von Beamten des Bundesnachrichtendienstes vernommen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz habe ihn überprüft und keine Anhaltspunkte für einen Verdacht gefunden.

Laut Medienberichten holte der deutsche Botschafter Hans-Ulrich Seidt den in Afghanistan geborenen Mann mit deutschem Pass am Samstagmorgen gegen 6 Uhr in der US-Basis ab und brachte ihn umgehend zum Flughafen in Kabul. Seit seiner Freilassung wird Z. nach Informationen von Spiegel-Online von einem deutschen Psychologen betreut.

Regierungskreise hatten im April erklärt, bei Z. handele es sich um "eine medizinisch auffällige, verwirrte Person". Der Deutsche sei einfach "zur falschen Zeit am falschen Ort" gewesen. Z. hatte schon vor seiner Festnahme psychische Probleme, die möglicherweise manche Widersprüche erklären, die dem Deutschen in den Verhören bei der US-Armee unterliefen.

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