Streik bei den Milchbauern: Verhandlungen und Blockaden

In Deutschland und fünf Nachbarländern blockieren Milchbauern Lkws und Molkereien. Sie wollen den Streik nur gemeinsam beenden.

Die Milch machts - grad nicht. Bild: dpa

BERLIN taz Nach einer knappen Woche Streik bei zahlreichen Milcherzeugern treffen sich der Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) und der Milchindustrieverband am Sonntagabend zu ersten Gesprächen. Die zentrale Forderung der Bauern ist die Neuverhandlung der bestehenden Preisabschlüsse zwischen Molkereien und Einzelhandel. Die Milchbauern fordern mindestens 43 Cent pro Liter Milch. Derzeit liegt der Milchpreis nach BDM-Angaben bei 27 bis 35 Cent. "Wir sind allerdings Realisten und erwarten noch keine Unterschrift", sagte Hans Foldenauer, Specher des Bundes Deutscher Milchviehhalter vor dem Treffen. Er hoffe allerdings auf "deutliche Schritte" in Richtung Einigung.

Neben dem absoluten Preis für die Milch soll es bei den Verhandlungen auch um ein Detail gehen: den Umrechnungsfaktor. Der greift, wenn die Milch nicht direkt am Tankwagen gewogen wird. Ein Liter Milch entspricht in Deutschland 1,02 Kilogramm, in Frankreich und den meisten EU-Ländern sind es 1,03 Kilogramm. "Die Milchbauern verschenken bislang ein Prozent ihrer Produktion", so Foldenauer. Er fordert die Anhebung des Umrechnungsfaktors auf europäisches Niveau.

Am Wochenende war es erneut zu Blockaden von Molkereien und Milch-Lastern gekommen. Nach Angaben des BDM machten Bauern unter anderem in Saarbrücken und Rheinland-Pfalz Straßen und Zufahrten unpassierbar. An der Grenze zu Tschechien hinderten andere mit ihren Traktoren Milch-Transporter an der Weiterfahrt.

"Ursprünglich hatte die Molkereiwirtschaft erste Gespräche für Dienstag in Aussicht gestellt", erklärt Foldenauer. Michael Brandl vom Milchindustrieverband, der die Molkereien vertritt, widerspricht. Es habe immer einen Dialog gegeben. Nur seien angesichts der aktuellen Blockaden "deeskalierende Gespräche" notwendig. Laut BDM kommen derzeit mehr als 70 Prozent der normalerweise gelieferten Milchmenge nicht bei den Molkereien an.

Auch in anderen europäischen Ländern setzten die Milchbauern ihre Streiks fort: Inzwischen beteiligen sich Erzeuger aus den Niederlanden, Frankreich, Luxemburg, Belgien, Österreich und der Schweiz. Sie fordern auch ein neues und europaweit einheitliches System der Preisfindung. "Preise, die nur die Kosten der Milcherzeugung abdecken, können die Zukunft der Betriebe nicht sichern", sagte Sieta van Keimpema vom European Milkboard. Geplant sei, den Streik nur gemeinsam zu beenden.

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