Kommentar Mugabe & Welthungergipfel: Einreisen lassen und ignorieren

Der UN-Welthungergipfel muss auch für "Schurken" wie Mugabe offen sein. Das Recht auf einen freundlichen Umgang aber, haben sie nicht.

Gewiss, ein Robert Mugabe, der nach Rom zum Welthungergipfel kommt, nachdem er das eigene Land in den Hunger gestürzt hat - das ist eine Zumutung. Ebenso ist Ahmadinedschad eine Zumutung, der Judenhasser und Anti-Israel-Hetzer, der auch unbedingt beim FAO-Gipfel dabei sein wollte. Musste Italien sich das eigentlich antun, musste es solche Leute wirklich einreisen lassen?

Es gibt nur eine Antwort: Ja. Gegen Mugabe besteht zwar eine EU-Kontaktsperre, und auch der iranische Präsident wurde bisher noch nie in einem EU-Mitgliedsland empfangen. Bei UNO-Veranstaltungen wie jetzt dem Gipfel gegen die Welternährungskrise aber gilt - aus gutem Grund - ein anderes Protokoll. Jedes UNO-Mitglied darf teilnehmen. Selbst in den heißesten Phasen des Kalten Krieges wäre es den USA niemals eingefallen, Sowjetführern die Anreise zur UNO-Vollversammlung in New York zu verweigern, und auch Castro oder Arafat konnten kommen, wann immer sie wollten. Wenn ein Staat oder eine Staatengruppe begänne, sich zum Einladungskomitee aufzuschwingen, wäre der UNO eine für alle akzeptable Geschäftsgrundlage entzogen.

Deshalb konnten Italien wie der Vatikan nur darüber entscheiden, welcher Empfang den beiden Gästen bereitet wird. Papst Ratzinger machte es besonders gründlich: Wegen des angeblichen Gedränges der Staats- und Regierungschefs empfing er gleich gar keinen - und ersparte sich so den Händedruck mit dem iranischen Präsidenten.

Die Italiener gingen den entgegengesetzten Weg: Sie brüskierten Mugabe und Ahmadinedschad ganz offen. Bevor der Iraner sprach, verdrückte sich Konferenzpräsident Silvio Berlusconi aus dem Plenarsaal; und abends zum Galadiner waren alle in Rom anwesenden Staats- und Regierungschefs geladen - mit zwei Ausnahmen. Ahmadinedschad und Mugabe hatten einen freien Abend. Besser hätte man ihnen nicht signalisieren können: Sie hatten das Recht, zum Gipfel zu kommen. Die anderen aber haben keineswegs die Pflicht, freundlichen Umgang mit ihnen zu pflegen.

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Promovierter Politologe, 1985-1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Unis Duisburg und Essen, seit 1996 als Journalist in Rom, seit 2000 taz-Korrespondent, daneben tätig für deutsche Rundfunkanstalten, das italienische Wochenmagazin „Internazionale“ und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Büro Rom der Friedrich-Ebert-Stiftung.

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