Kommentar religionskonflikt Gafcon: Ein begrüßenswertes Schisma

Die Global Anglican Future Conference (Gafcon) hat sich von ihrer Kirche entfremdet, weil diese homosexuelle Ehen akzeptiert. Jede Spaltung, die den Einfluss der Kirche insgesamt schwächt, ist zu begrüßen.

Ein neuer Religionskonflikt hatte Jerusalem gerade noch gefehlt. Doch jetzt haben sich 1.200 Mitglieder der anglikanischen Kirche, darunter 300 Bischöfe, dort mehr oder weniger von ihrer Mutterkirche losgesagt. Die Global Anglican Future Conference (Gafcon) hat sich von ihrer Kirche entfremdet, weil diese homosexuelle Ehen akzeptiert und einen Schwulen zum Bischof gemacht hat.

Die meisten Kirchen, die sich in der Gafcon zusammengeschlossen haben, wurden einst von Missionaren gegründet. Sie haben Prüderie und Intoleranz in jenen Ländern verbreitet, in denen ihre Kirche heute den stärksten Zulauf hat. Jetzt beten sie zurück, und haben sogar einen Missionarsbischof ernannt, der die westlichen Kirchen auf den traditionellen Weg zurückführen soll. Ihre Kirchenführung beschuldigen sie eines kolonialistischen Stils und des Rassismus, weil die afrikanischen Bischöfe angeblich zu wenig Einfluss haben.

Dabei ist das ein Segen, denn in der Vergangenheit haben sie schon gegen die Ordination von Frauen und gegen weibliche Bischöfe gekämpft. Kein einziger dieser afrikanischen Bischöfe hat die Verfolgung, Folter und Ermordung von Homosexuellen in afrikanischen Ländern verurteilt. Und auf die Frage, ob die Christian Association für das Massaker an 600 Muslimen in der nordnigerianischen Stadt Yelwa im Jahr 2004 verantwortlich war, antwortete ihr ehemaliger Präsident Peter Akinola nur: "Kein Kommentar."

Wenn diese Bischöfe von Tradition sprechen, kennen sie ihre eigene Geschichte nicht. Denn die christlichen Kirchen haben sich im Laufe der Jahrhunderte genauso gewandelt wie die Gesellschaften, die sie bepredigen. Eheschließungen gibt es in der christlichen Kirche erst seit dem dritten Jahrhundert, zum Sakrament wurde die Ehe erst 1215.

Eine Tradition jedoch zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Kirchen: Es ging ihnen schon immer um die Macht, Menschen vorzuschreiben, wie sie ihr Leben zu führen haben. Darum geht es auch Gafcom. So gesehen ist jede Spaltung, die den Einfluss ihrer Kirche insgesamt schwächt, nur zu begrüßen.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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