Deutsche Basketballer in der Olympia-Qualifizierung: Mit viel Ehrgeiz und ohne Ego

Noch zwei Siege bis Peking: Die deutschen Basketballer stehen bei der Olympia-Qualifikation im Viertelfinale. Chris Kaman findet sich immer besser zurecht.

Kaman am Start. Bild: dpa

ATHEN taz "Zwanzig Minuten -zwanzig Punkte, da kann man doch sehr zufrieden sein", sagte Coach Dirk Bauermann nach dem 89:71-Erfolg seines Teams gegen Neuseeland. Der 50-jährige Coach redet da über Chris Kamen, seinen neuen Centerspieler. Mal wieder. Auf ihn wird Bauermann eigentlich immer zuerst angesprochen, wenn er sich in Athen den Journalisten stellt - und das macht der Coach jeden Tag. Seit Mittwochabend aber, seit dem Spiel gegen Neuseeland, wirkt Bauermann deutlich gelöster, wenn sich mal wieder alles um seinen Neuzugang dreht.

Das Minimalziel, das Viertelfinale, hat die deutsche Basketball-Nationalmannschaft mit dem erst in der vergangenen Woche eingebürgerten Chris Kaman erreicht. Die DBB-Auswahl ist nach den ungefährdeten Siegen gegen die Kapverdischen Inseln (104:68) und gegen Neuseeland als Gruppensieger aus der Vorrunde gekommen und trifft nun heute im Viertelfinale auf Brasilien. Damit hat zwar ohnehin jeder gerechnet und es hätte wohl auch ohne den 120-Kilo-Koloss der Los Angeles Clippers funktioniert. Dennoch lag auf der deutschen Mannschaft eine gewisse Spannung, die niemand verbergen konnte. Die Frage nämlich, wie und ob sich der große Unbekannte, der 2,13-m-Riese Chris Kaman, überhaupt in die Mannschaft integrieren lasse. "Er findet seinen Rhythmus und den mit der Mannschaft immer besser", bemerkte Coach Bauermann. Der Basketball-Stratege weiß selbst, wie groß das Risiko war, den NBA-Spieler so kurzfristig noch in sein Team einzubauen. Doch das Bauermann-Experiment scheint, bisher jedenfalls, geglückt.

"Noch zwei Siege, zwei Matchbälle, dann haben wir das große Ziel endlich erreicht", so der Coach. Das Ziel heißt Peking. Wenn die deutsche Mannschaft am Freitagabend gegen Brasilien gewinnen sollte, trifft es dann einen Tag später im Halbfinale auf den Sieger des Matches Kanada gegen Kroatien. "Brasilien hat eine der stärksten Defensiven und mit Tueppo Huertas einen der stärksten Aufbauspieler des Truniers. Das wird nicht einfach", warnte Bauermann.

Seit 16 Jahren ist die Deutsche Basketball-Nationalmannschaft nun nicht mehr zu Gast in einem olympischen Dorf gewesen. Jetzt trennen sie davon gerade noch ganze zwei Spiele. In dem einwöchigen Qualifikationsturnier in Athen spürt man förmlich den olympischen Ehrgeiz des zwölf Mann starken Kaders. Für nicht wenige Spieler ist es die letzte Chance, bei den Weltspielen dabei zu sein. Für den 30-jährigen Dirk Nowitzki zum Beispiel, der diese Woche fast ohne Unterlass als "die sportlich wichtigste in meinem Leben bezeichnet".

Das Kollektiv aus Spielern, Trainern und Betreuerstab ordnet alles dem großen gemeinsamen Ziel unter. "Ego gibt es nicht", sagt Spielmacher Pascal Roller. Selbst gestern, dem einzig freien Tag des Turniers, bestellte Bauermann seine Zwölf zum Training in die Halle. Für das Projekt Peking nimmt selbst der erfahrenste Spieler und Kapitän der Mannschaft, Patrick Femerling, auf der Bank Platz. Denn seinen Stammplatz in der "starting five", der Anfangsformation, hat Femerling nun an den massigen Chris Kaman verloren. "Unser Ziel heißt Olympische Spiele. Ob ich daran von der Bank aus oder direkt auf dem Spielfeld mitwirke, ist mir egal", erklärt der 33-jährige Centerspieler von Alba Berlin. Femerling hat übrigens gegen Neuseeland am Mittwoch sein 200. Spiel für das Nationalteam absolviert. Angst und Schrecken soll das "Monsterduo", wie Coach Bauermann sein Duett Nowitzki/Kaman in Athen bezeichnete, heute gegen die Brasilianer im Viertelfinale verbreiten. "Wir haben zwei der besten Basketballer der Welt in unseren Reihen. Nun müssen wir auch lernen, mit ihnen zu spielen. Und ich glaube, wenn das funktioniert, sind wir nur sehr schwer zu schlagen", erklärte Dirk Bauermann nach dem Einzug ins Viertelfinale. Diese schöne sportliche Perspektive soll übrigens auch schon für die Olympischen Spiele in Peking gelten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.