Motorradlegende MZ: Letzte Hoffnung für die Emme

Zu DDR-Zeiten war die MZ der Inbegriff des Motorradfahrens. Die angedrohte Schließung des Werks in Zschopau hat Biker in aller Welt bestürzt. Gibt es noch eine Chance?

Wenn er bald wiederkommen soll - warum dann nicht auch das gute alte Zweirad? Bild: Reuters

DRESDEN taz Vielleicht darf die Legende doch weiterleben. So wie der die Straßen des Sozialismus einst beherrschende Trabi wiederkommen soll und wie der Melkus-Rennwagen in Kleinstserie neu aufgelegt wurde, keimt auch beim sächsischen Motorradhersteller MZ in Zschopau Hoffnung.

Vergangene Woche wurde bekannt, dass sich die Wankel AG für das von Schließung bedrohte Werk interessiert. Vorstandschef Mario Häberer, der 2002 mit der Konkursmasse eines Herstellers von Kreiskolbenmotoren die neue Wankel AG gegründet hatte, will möglicherweise ein neues Sportmotorrad mit diesem noch immer recht exotischen Motor bauen. Die MZ-Geschäftsführung gab dazu keinen Kommentar ab.

Anfang Juni hatte der derzeitige Eigentümer Hong Leong aus Malaysia die Absicht verkündet, das unrentable Werk endgültig zu schließen. Obgleich das Werk nur noch 40 Mitarbeiter hat, löste die Nachricht eine Welle der Bestürzung aus, gewürzt mit einem kräftigen Schuss Nostalgie. So reiste Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk umgehend nach Zschopau und versprach, sich schnell um neue Investoren und Käufer zu kümmern.

Zschopau im Erzgebirge gilt als Wiege des deutschen Motorradbaus. 1922 kam von hier das weltweit erste Zweitakt-Zweirad. Zu DDR-Zeiten war die MZ neben der tschechischen Jawa der Inbegriff des Motorradfahrens schlechthin. Ob nun die kleine 125er oder das Flaggschiff, die 250er TS - die "Emme" beherrschte über 40 Jahre das Straßenbild. Zweieinhalb Millionen Maschinen wurden von den 3.200 Beschäftigten in Zschopau gebaut.

Und so schlecht können die luftgekühlten Zweitakter nicht gewesen sein: Sie gewannen mehrere Trophäen, und rund ein Drittel von ihnen landete oft per Katalogangebot im Westen - zu Preisen unter 1.000 Mark.

Wie beim Auto auch aber waren nach der Wende 1990 die ostdeutschen Stammkäufer erst einmal süchtig nach der Konkurrenz aus aller Welt. Mit MZ ging es bergab. Symbolische Aktionen wie der demonstrative Kauf von Maschinen für die sächsische Polizei halfen wenig. In den vergangenen drei Jahren sanken die Zulassungszahlen dramatisch. Waren es 2005 noch 1.768 MZ-Neuzulassungen, kam man bis Mai dieses Jahres noch auf ganze 74. Hohe Preise tragen sicherlich dazu bei. Die 1000 ST mit dem sagenhaften Litermotor mag für Liebhaber ein Traum sein, kostet aber auch 11.275 Euro. Für die kleinste 125er muss man immerhin noch knapp 4.000 Euro hinlegen.

Den Betriebsratsvorsitzenden Steffen Dögnitz hat die hohe Zahl von Kaufinteressenten - das Wirtschaftsministerium gab zehn an - überrascht. Nun keimt vorsichtiger Optimismus. Ende des Jahres werde man außerdem die Verwendung der Fördermittel durch Hong prüfen, kündigte das Ministerium an. Denn auffälligerweise läuft die Bindefrist dieser Fördermittel Ende 2008 aus.

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