Fairer Kaffee mit bitterem Beigeschmack: Profitiert Kaffeehändler von Vertreibung?

Die Organisation Fian wirft der Neumann Kaffee Gruppe vor, von Vertreibungen in Uganda zu profitieren. Besonders bitter: Neumann steht für fair gehandelten Kaffee

Bittere Bohnen. Bild: dpa

Fairer Kaffee ziemlich bitter
Die Organisation Fian wirft der Neumann Kaffee Gruppe vor, von Vertreibungen in Uganda zu profitieren. Besonders bitter: Neumann steht für fair gehandelten Kaffee

HAMBURG taz Mit dem Etikett eines nachhaltig und fair wirtschaftenden Unternehmens schmückt sich die Neumann Kaffee Gruppe gern. Nicht ins Bild passt, dass das Hamburger Kaffeehaus in Uganda wegen Landvertreibung in der Kritik steht. Einem Dialog darüber mit der anklagenden Menschenrechtsorganisation Fian verweigerte sich das Unternehmen bislang.

"Ich bin auf diesem Land geboren und habe auf diesem Land geheiratet. Es gehörte meinem Ehemann, der den Landtitel für drei Quadratkilometer Land besaß", erklärt Jane Namata. Im August 2001 kam die Armee, vertrieb die Familie und riss mit dem Bulldozer das Haus nieder. Heute steht die größte Kaffeeplantage Ugandas auf dem Terrain in Mubende.

Jane Namata ist kein Einzelfall. Wie ihr erging es 400 weiteren Familien, die an diesem Tag mit Waffengewalt von ihrem Land vertrieben wurden. "Wenige Tage später weihten Ugandas Präsident Yoweri Museveni und Michael R. Neuman auf genau diesem Terrain die größte Kaffeeplantage Ugandas, die Kaweri Coffee Plantation, ein", erklärt Gertrud Falk von der internationalen Menschenrechtsorganisation Fian. "Neumann schlägt Profit aus der Vertreibung dieser Bauern", klagt die Referentin, die im April vor Ort in Mubende war.

Gemeinhin genießt die Neumann Gruppe einen exzellenten Ruf in der Kaffeewelt: Im Auftrag deutscher Entwicklungsorganisationen wie der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) berät Neumann international Kleinbauern beim Kaffeeanbau. Außerdem wirtschaftet das Unternehmen nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit und bekennt sich zu den internationalen Arbeits- wie Menschenrechten.

Ein Widerspruch zu den Geschäftspraktiken in Uganda? Das sieht Neumann-Sprecher Hans-Georg Müller ganz anders. In einer Stellungsnahme verweist er darauf, dass "einzelne Landbewohner, die teilweise unwissentlich auf dem Kaweri zur Verfügung gestellten Land lebten, sich weigerten umzuziehen". Laut Fian sind es jedoch 400 Familien, die im August 2001 vertrieben wurden, teilweise Landtitel hatten und zumeist länger als zwölf Jahre auf dem Terrain lebten.

"Nach ugandischem Recht geht der Boden nach zwölf Jahren Nutzung in den Besitz der Bauern über", erklärt Gertrud Falk und verweist darauf, dass die Kleinbauern bis heute keine Entschädigung erhalten haben. Die wollen die Familien von der Regierung in Kampala und von Neumanns Tochterunternehmen Kaweri einklagen, welches die Plantage betreibt. Deren Anwälte, so fordert Fian, sollen endlich einlenken und sich zur Unternehmensverantwortung bekennen.

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